Erhöhtes Krebsrisiko bei Typ-2-Diabetes?
Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit ein erhöhtes Krebsrisiko bei Menschen mit Typ-2-Diabetes herausgestellt. Sowohl Inzidenz als auch Mortalität scheinen bei manchen Krebserkrankungen höher zu liegen als bei Personen ohne Diabetes. Unklar ist allerdings, ob tatsächlich ein Kausalzusammenhang besteht. Denkbar wäre auch, dass gemeinsame Risikofaktoren – allen voran die Adipositas – die Häufung bestimmter Entitäten erklären.
Die Arbeitsgruppe um Suping Ling von der Leicester University, Großbritannien, hat sich deshalb 144 Publikationen (Langzeiteinzelstudien und Metaanalysen) an 151 Kohorten mit mehr als 32 Millionen Teilnehmern angesehen, in deren Verlauf insgesamt 1,1 Millionen Krebserkrankungen sowie 150 000 krebsbedingte Todesfälle auftraten. Mithilfe verschiedener statistischer Berechnungsmethoden wollten die Forscher herausfinden, welche Rolle begleitende, aber unbeobachtete Störgrößen (Kovariaten) spielen und wie belastbar die statistischen Zusammenhänge zwischen Diabetes und Krebs sind.
Die bereinigten Daten sprechen nach Einschätzung der Autoren für einen robusten Kausalzusammenhang zwischen Typ-2-Diabetes und einem erhöhten Krebsrisiko. Dies betrifft in erster Linie Leber-, Pankreas- und Endometriumkarzinome.
Geringere Wahrscheinlichkeit für Prostatakarzinome
So ist das Risiko für ein Endometriumkarzinom den Daten zufolge bei Menschen mit Typ-2-Diabetes um den Faktor 1,63 erhöht. Beim Pankreaskarzinom liegt der entsprechende Wert bei 2,09. Der höchste Inzidenzanstieg wurde mit einem um Faktor 2,33 erhöhten Risiko für Leberkrebs ausgemacht. Bei Gallenblasenkrebs bewerten die Autoren einen Kausalzusammenhang zwischen erhöhtem Erkrankungsrisiko und Typ-2-Diabetes als immerhin wahrscheinlich.
Auch mit Blick auf andere Krebsarten – Nieren-, Schilddrüsen- und kolorektale Karzinome – sprechen die Daten für einen diabetesbedingten Risikoanstieg, die Assoziation war aber statistisch weniger robust. Beim Prostatakarzinom haben Personen mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Stoffwechselgesunden hingegen ein um 17 % niedrigeres Krebsrisiko.
Warum der Typ-2-Diabetes das Risiko für manche Krebsarten ansteigen lässt, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Laut den Autoren der Metaanalyse kommen neben der Hyperglykämie auch Hyperinsulinämie, Insulinresistenz und chronische Inflammation als Pathomechanismen infrage.
Quelle: Ling S et al. Diabetes Care 2020; 43: 2313-2322; DOI: 10.2337/dc20-0204