Thermogenese Lassen Kälte und Chili die Pfunde schmelzen?

Autor: Nicole Finkenauer

Capsaicin kann braunes Fettgewebe aktivieren. Capsaicin kann braunes Fettgewebe aktivieren. © Countrypixel – stock.adobe.com

Um Gewicht zu verlieren, reduzieren viele Menschen die Kalorienaufnahme – zum Beispiel mit Hilfe des GIP/GLP1-Rezeptoragonisten Tirzepatid. Aber auch andere Therapieoptionen werden erforscht: Wie könnte das braune Fettgewebe helfen, den Energieverbrauch zu erhöhen?

Braunes Fettgewebe (brown adipose tissue, BAT) verbrennt im Gegensatz zu weißem Fett, das Energie speichert, Energie, um Wärme zu erzeugen, so PD Dr. Tim Hollstein, Clinician Scientist, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Es ist erst seit circa 15 Jahren bekannt, dass erwachsene Menschen braunes Fett besitzen. Ein durchschnittlicher Mensch besitzt etwa 100 bis 300 Gramm davon, hauptsächlich um den Hals und das Schlüsselbein herum. Interessanterweise können bereits 50 g aktives BAT bis zu 300 kcal pro Tag verbrennen – „das entspricht in etwa einem Schoko-Brownie“, verdeutlicht Dr. Hollstein. Schlanke Personen verfügen über mehr aktives BAT als übergewichtige Menschen, was darauf hindeutet, dass BAT eine Rolle für unser Körpergewicht spielt.

Neben seiner „Heizungsfunktion“ produziert BAT auch Hormone, sogenannte „Batokine“, die sowohl den Stoffwechsel als auch Organe wie Herz und Leber positiv beeinflussen. Ein Beispiel für ein Batokin ist das Hormon Fibroblast Growth Factor 21 (FGF21), das die Fettverbrennung in der Leber fördert und vor der Fettlebererkrankung schützen kann. Jüngste Studien konnten zeigen, dass die Aktivierung von BAT nicht nur durch Kälte erfolgt, sondern auch durch Nahrungsaufnahme. 

Damit trägt BAT zur sogenannten „nahrungsmittelinduzierten Thermogenese“ bei. Das ist die Energie, die der Körper zur Verdauung benötigt. Einige Menschen weisen eine höhere Verdauungsenergie auf als andere, trotz gleicher Nahrungsaufnahme. Sie verbrennen überschüssige Kalorien sprichwörtlich wieder und können sich so vor Übergewicht schützen. Interessanterweise scheint BAT auch ein Sättigungsgefühl im Gehirn zu induzieren, was für die Regulierung der Nahrungsaufnahme von Bedeutung sein könnte.

Der Tipp des Forschers: „Mehr Kälte zulassen“

BAT lässt sich durch regelmäßige Kälteexposition trainieren und vermehren. „Mehr Kälte zulassen“, ist hierzu der Rat von Dr. Hollstein. Zudem gibt es Hinweise, dass das in Chilischoten enthaltene Capsaicin braunes Fett aktivieren kann. Auch Medikamente können BAT aktivieren – Dr. Hollstein berichtete von Mirabegron, das ursprünglich gegen eine überaktive Blase entwickelt worden ist. Auch Salbutamol wurde als BAT-Aktivator identifiziert. Allerdings haben diese Medikamente Nebenwirkungen wie einen schnelleren Herzschlag und erhöhten Blutdruck, deshalb suche man nach anderen medikamentösen Optionen.