Motoneuronerkrankungen Lebensqualität verbessern mit Akzeptanz- und Commitment-Therapie

Autor: Dr. Sabine Debertshäuser

Bei Motoneuronerkrankungen besteht derzeit keine Aussicht auf Heilung. Deshalb rückt die psychische Gesundheit der Betroffenen in den Fokus. Bei Motoneuronerkrankungen besteht derzeit keine Aussicht auf Heilung. Deshalb rückt die psychische Gesundheit der Betroffenen in den Fokus. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

Eine Akzeptanz- und Commitment-Therapie zusätzlich zur Standardbehandlung verbessert die Lebensqualität von Menschen mit ALS und andere Motoneuronerkrankungen.

Betroffene mit Motoneuronerkrankungen leiden oft unter einer geringen Lebensqualität und psychischen Problemen, was das Fortschreiten ihrer Erkrankung begünstigt. Eine angepasste Psychotherapie könne die Situation der Erkrankten verbessern, schreibt ein Team um Prof. Dr. Rebecca Gould, University College London. In die multizentrische, randomisierte Studie waren 191 Erwachsene eingeschlossen, die an ALS, spinaler Muskelatrophie oder primärer Lateralsklerose litten.

Die Patientinnen und Patienten wurden im Verhältnis 1 : 1 randomisiert. Rund die Hälfte (n = 97) erhielt neben der Standardbehandlung bis zu acht Sitzungen Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Diese Therapieform vereint u. a. Achtsamkeits- und Motivationsübungen sowie Anleitungen zur Verhaltensänderung. Belastende Gedanken und Gefühle sollen jedoch nicht verändert werden. Stattdessen lernen die Betroffenen, mit ihnen zu leben und sich auf das zu konzentrieren, was ihnen persönlich wichtig ist. Die Gespräche waren an die Erkrankung angepasst und wurden persönlich, per Videoanruf (86 %) oder in Ausnahmefällen telefonisch durchgeführt.

Nachuntersuchungen erfolgten sechs und neun Monate nach der Randomisierung. Primärer Endpunkt war die Beurteilung der Lebensqualität auf dem McGill Quality of Life Questionaire-Revised nach sechs Monaten.

Betroffene, die zusätzliche ACT-Sitzungen erhalten hatten, berichteten von einer besseren Lebensqualität als Teilnehmende unter der Standardbehandlung. Das Ergebnis nach sechs Monaten war robust gegenüber Sensitivitätsanalysen. Demnach sei der Zusatz von ACT der regulären Therapie offenbar überlegen, so die Autorinnen und Autoren. Positive Effekte fanden sich auch im Hinblick auf eine depressive Symptomatik.

Die Spezifität des Effekts ist noch unklar

Es handelt sich um die bislang größte Untersuchung zur Wirkung psychologischer Interventionen bei ALS, schreibt Prof. Dr. Susanne Petri von der Medizinischen Hochschule Hannover in einem Kommentar. Da allerdings die Kontrollgruppe keine Add-on-Therapie erhielt, sei noch nicht klar, wie spezifisch die Ergebnisse für die Akzeptanz- und Commitment-Therapie sind.

Quelle: Gould RL et al. Lancet 2024; DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00553-6