Hyperparathyreoidismus Leichte Hyperkalzämie immer abklären
Kalzium wird heute bei vielen Laboruntersuchungen routinemäßig mitbestimmt und oft wird man dabei fündig: 1 % der Gesamtbevölkerung und 3 % der Frauen nach der Menopause haben leicht erhöhte Werte. Jeglicher Form von Hyperkalzämie sollte man nachgehen. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen liegt ein primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT) zugrunde, erläuterte Prof. Dr. Stephan Petersenn, niedergelassener Endokrinologe aus Hamburg. Weitere Ursachen können Medikamente (z.B. Thiazide), Tumoren (z.B. Plasmozytom, Mamma-, Bronchial- oder Prostatakarzinome) oder auch eine Sarkoidose sein.
Typische Symptome des pHPT sind Knochenschmerzen, Nierensteine, Magen-Darm-Beschwerden und Stimmungstiefs („bones, stones, abdominale moans and psychic groans“). Solche Symptome sind auf jeden Fall eine Indikation für die operative Entfernung der Nebenschilddrüsenadenome, sagte der Endokrinologe. Aber auch bei asymptomatischen Formen kann der relativ kleine und unkomplizierte Eingriff angezeigt sein. OP-Indikationen sind:
- stark erhöhtes Serumkalzium (> 0,25 mmol bzw. > 1 mg/dl über dem oberen Normwert)
- Osteoporose (DXA T-Score -2,5 oder vertebrale Fraktur)
- Kreatinin-Clearance < 60 ml/min (oder 24h-Kalziumausscheidung > 10 mmol/d bzw. 400 mg/d)
- Nierensteine
- Alter < 50 Jahre
Auch wenn man sich zunächst gegen den operativen Eingriff entscheidet, müssen die Patienten engmaschig betreut werden. Etwa 30 % entwickeln im späteren Verlauf doch noch Symptome wie Osteoporose, Nierensteine oder Nephrokalzinose.
Wichtigstes Screeninginstrument ist die Bestimmung des Gesamtkalziumspiegels plus Bestimmung von Albumin und Gesamtprotein. Die Messung des ionisierten Kalziums ist zwar auch möglich, aber komplex. Sie erfordert spezielle Abnahmebedingungen und eine sofortige Verarbeitung, was in der Regel nur auf Intensivstationen oder beim Nephrologen möglich ist.
Direkt den Parathormonspiegel an erster Stelle zu bestimmen, würde bei der Primärdiagnose eines pHPT nur verwirren. Auch die Bestimmung der Phosphatspiegel empfahl Prof. Pertersenn erst bei auffälligen Kalziumwerten. Vitamin D hat diagnostisch wenig Aussagekraft.
Bericht: DGIM-Talk- "Klug entscheiden"