Lepra-Früherkennung: Nicht auf der faulen Haut ausruhen
Ein genauer Blick lohnt im Kampf gegen Lepra. Das zeigte sich 2016 eindrucksvoll im indischen Bundesstaat Bihar. Damals untersuchten die Mitarbeiter eines Hilfsprojektes neben den engeren Sozialkontakten von Infizierten auch die Bewohner von ca. 20 benachbarten Haushalten, wenn die Indexpatienten Kinder waren oder multibazilläre Lepra aufwiesen. Zusätzlich screenten sie gezielt bestimmte Risikogruppen wie Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status.
Anders als durch vorangegangene aktive Fallsuchen in derselben Region konnten die Mitarbeiter so dreimal mehr Leprakranke ausfindig machen. Diese befanden sich zudem meist in günstigen Anfangsstadien der Hansen’schen Krankheit. Im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts verweisen Dr. Eva-Maria Schwienhorst-Stich und Kollegen von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe aus Würzburg auf die auffallend hohen Raten von Kindern, die mit 37 % deutlich über den durchschnittlich 9 % in ganz Indien liegen. Dies sei überhaupt erst durch die deutlich intensivere aktive Fallsuche möglich gewesen.
Nach Ansicht der Autoren muss die WHO verstärkt auf solche Methoden setzen, wenn sie die Hauptziele ihrer globalen Leprastrategie erreichen will – etwa die Zahl der Neudiagnostizierten mit fortgeschrittener Symptomatik auf unter einen pro eine Million Einwohner zu senken. Bislang beträgt die Rate im weltweiten Mittel noch 1,7 pro eine Million. Wie zudem Interimsdaten der internationalen LPEP-Studie zeigen, könnte sich das Aufspüren der Kontaktpersonen noch aus einem zweiten Grund lohnen: Knapp 90 % von ihnen akzeptierten die Untersuchung trotz der befürchteten Stigmatisierung und erhielten eine Post-Expositions-Prophylaxe aus einmaliger Rifampicingabe. In früheren Studien ließ sich durch die Medikation das Erkrankungsrisiko um 57 % senken.
Lepra in Deutschland
Schwienhorst-Stich EM et al. Epid Bull 2018; 4: 49-53