Lungenentzündung plus Haut- und Schleimhautläsionen bei Kindern weisen auf Mykoplasmen hin
Wenn bei einem Kind mit Lungenentzündung plötzlich Bläschen im Mund-, Augen oder Genitalbereich auftreten, vermutet man vielleicht zunächst eine allergische Arzneimittelreaktion infolge der Behandlung. Allerdings lohnt es sich in einem solchen Fall auch immer, Mykoplasmen als möglichen Auslöser auszuschließen. Denn diese verursachen im Gegensatz zu anderen Erregern nicht nur Atemwegssymptome, sondern oft auch schmerzhafte Haut- und Schleimhautreaktionen.
Routinetests wie die Polymerasekettenreaktion (PCR) können zwar Mykoplasmen nachweisen, dennoch bleibt unklar, ob die Bakterien die Ursache der Infektion sind oder einfach nur völlig harmlos den Nasen-Rachen-Raum besiedeln. Eine Differenzierung gelingt jedoch mithilfe des ELISpot(Enzyme-linked Immunospot)-Bluttests, der die spezifische Immunglobulinproduktion bestimmt.
Den Zusammenhang zwischen einer Mykoplasmen-Pneumonie und Haut- bzw. Schleimhautreaktionen untersuchte unlängst eine prospektive Kohortenstudie mit insgesamt 152 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 18 Jahren, bei denen eine Lungenentzündung diagnostiziert worden war. Das Team um Dr. Patrick M. Meyer Sauteur von der Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene des Universitäts-Kinderspitals in Zürich testete zunächst die Nasen-Rachen-Abstriche der Patienten mittels PCR auf Mycoplasma pneumoniae. Bei 44 (29 %) fiel die PCR positiv aus. Von diesen Kindern entwickelten zehn (23 %) Haut- und Schleimhautreaktionen.
Patienten mit mukokutanen Symptomen länger krank
Bei allen zehn Kindern mit Haut- und Schleimhautbeteiligung war die Blutprobenanalyse mittels ELISpot-Bluttest auf M.-pneumoniae-spezifische IgM-Antikörper positiv. Bei den PCR-negativ getesteten Kindern traten mukokutane Reaktionen dagegen nur in 3 % der Fälle auf.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder mit Lungenentzündung signifikant häufiger Haut- und Schleimhautreaktionen entwickeln, wenn Mykoplasmen im Spiel sind. Offenbar ist bei diesen Patienten das Immunsystem viel stärker aktiviert als bei infizierten Kindern mit ausschließlich pulmonaler Symptomatik, schreiben die Autoren. In ihrer Studie waren die Kinder mit mukokutaner Beteiligung länger und schwerer krank, die Entzündungswerte lagen höher, sie benötigten häufiger eine stationäre Behandlung und hatten ein erhöhtes Risiko für Langzeitfolgen und Komplikationen wie Bronchiolitis obliterans.
Quelle: Meyer Sauteur PM et al. JAMA Dermatol 2020; 156: 144-150; DOI: 10.1001/jamadermatol.2019.3602