Lungenentzündung durchs Nasebohren: Übertragung von Pneumokokken per Hand ist möglich
Die britische Arbeitsgruppe um Dr. Victoria Connor von der Liverpool School of Tropical Medicine nahm 63 gesunde Erwachsene in eine Laborstudie auf und applizierte ihnen eine definierte „Dosis“ Streptococcus pneumoniae als Suspension auf Handrücken oder Finger.1 Anschließend forderten sie die Probanden zu einer der folgenden vier Handlungen auf:
- unmittelbar nach dem Auftragen an der Suspension schnüffeln
- nach dem Antrocknen an der Suspension schnüffeln
- unmittelbar nach dem Auftragen der Suspension mit dem kontaminierten Finger in der Nase bohren
- nach Eintrocknen der Suspension in der Nase bohren
Bis zu Tag 9 nach dem Experiment prüften die Forscher via Nasenspülung, ob es zu einer Besiedlung der Nase mit den Pneumokokken gekommen war. Probanden mit vorbestehenden nasalen Pneumokokken waren zuvor ausgeschlossen worden. Tatsächlich gelang es, sowohl in den angelegten Kulturen die Erreger anzuzüchten als auch deren DNA mit molekularbiologischen Methoden nachzuweisen. Dabei war die Wahrscheinlichkeit für den Nachweis relativ unabhängig von der Art des Hand-Nase-Kontakts. Damit ist bewiesen, dass Pneumokokken über direkten Kontakt übertragen werden können.
Wie kann man Kinder bloß vom Popeln abhalten?
Kinder, die Hauptüberträger der Bakterien, am Nasebohren zu hindern, hält Dr. Connor für nicht realistisch.2 Auch sei unklar, ob dem Nachwuchs selbst mit einer verstärkten Hygiene gedient wäre. Vorsicht sei aber geboten, wenn die Kleinen Kontakt mit alten Menschen oder Patienten mit gestörter Immunfunktion hätten: Dann sei sorgfältiges Waschen von Händen, Spielzeug, Trinkflaschen und ähnlichen Requisiten geboten, um die Übertragung der Pneumokokken auf diese gefährdete Gruppe und damit eine potenziell lebensgefährliche Lungenentzündung zu verhindern.
1. Connor V et al. Eur Respir J 2018; 52: pii: 1800599
2. Pressemitteilung European Lung Foundation