Demenzen Lungenentzündungen und Septitiden erhöhen das Risiko
Auch Autoimmunerkrankungen führen zu einem proinflammatorischen Status. Studien, die ein potenziell autoimmunbedingtes Demenzrisiko untersucht haben, brachten allerdings bislang uneinheitliche Ergebnisse. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass dem Demenzrisiko der beiden pathologischen Formenkreise gemeinsame Signalwege zugrunde liegen.
Ausgehend von dieser Arbeitshypothese analysierten Dr. Janet Janbek und Kollegen, Universität Kopenhagen, die Daten eines nationalen dänischen Bevölkerungsregisters. Dabei berücksichtigten sie fast 1,5 Millionen Personen (51 % Frauen) der Jahrgänge 1928 bis 1953, die in Dänemark geboren worden waren und sowohl am 1. Januar 1978 als auch an ihrem 65. Geburtstag in Dänemark lebten.
Bei 45 % dieser Menschen war im Beobachtungszeitraum, der sich über 40 Jahre erstreckte, mindestens eine im Krankenhaus behandelte Infektion aufgetreten. Dazu zählten z.B. Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen, Sepsis und Magen-Darm-Infekte. Bei 9 % wurde eine Autoimmunkrankheit festgestellt, bei 5 % eine Demenz. In der Gruppe mit Infektionen war das Risiko für eine Demenz durchschnittlich um 49 % erhöht. Es stieg mit der Anzahl durchgemachter Infektionen, bei drei oder mehr war es um 81 % erhöht. Die Ergebnisse waren unabhängig vom Geschlecht der Teilnehmer. Menschen mit bestätigter Autoimmunerkrankung wiesen dagegen nur ein um 4 % erhöhtes Demenzrisiko auf. Es bestand kein Zusammenhang zwischen der Anzahl an Autoimmunerkrankungen und dem Demenzrisiko. Jedoch kam es bei Menschen mit Pemphigus, Psoriasis, thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura oder MS häufiger zu einer Koinzidenz.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass entgegen vorheriger Annahmen vor allem infektionsspezifische Prozesse in der Entwicklung von Demenz eine Rolle spielen und weniger eine allgemeine systemische Inflammation.
Quelle: Janbek J et al. JAMA Netw Open 2023; 6: e2332635; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.32635