Osteoporose Mehr fachübergreifende Zusammenarbeit gefordert

Autor: Bianca Lorenz

Die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche verbessert die Osteoporose-Therapie. Die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche verbessert die Osteoporose-Therapie. © Halfpoint – stock.adobe.com

Der 65. Deutscher Kongress für Endokrinologie* hat heute begonnen. Im Fokus diesmal die Osteologie. Denn noch immer bekommt die Mehrheit der Patienten mit Osteoporose keine adäquate Therapie.

Das Motto und damit der Themenschwerpunkt ist deutlich: „Osteologie meets Endokrinologie und Endokrinologie meets Osteologie.“ Denn noch immer ist die Behandlung einer Osteoporose mangelhaft. Rund 75 Prozent der Patienten sind unterversorgt. Deshalb gilt es, an einer besseren Früherkennung und Therapie zu arbeiten.

Nicht selten ist Osteoporose ein Zufallsbefund, etwa wenn Patienten wegen einer anderen Erkrankung wie Brustkrebs, Rheuma oder Diabetes in die Praxis oder Klinik kommen. Denn viele Erkrankungen, aber auch Medikamente, führen zu einem Abbau der Knochenmasse.

Alarmsignal häufige Brüche

Bereits kleinste Belastungen können zu Knochenbrüchen führen, etwa von Wirbelkörpern, Oberschenkel, Hüfte und Unterarm. „Oft markiert die erste Fraktur nur den Anfang einer Folge von Brüchen. Im fortgeschrittenen Verlauf kann Osteoporose dann auch Invalidität bis hin zu erhöhter Sterblichkeit nach sich ziehen“, sagt Prof. Dr. med. Ralf Schmidmaier, Kongresspräsident der Jahrestagung 2022 des Dachverbands Osteologie (DVO) und stellvertretender Klinikdirektor der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV, LMU Klinikum München. „Wird Osteoporose jedoch frühzeitig erkannt, lässt sich der Verlust an Knochensubstanz oft noch bremsen und Folgeschäden vermeiden.“

Interdisziplinärer Austausch gefordert

Ein gestörter Knochenstoffwechsel schlägt oft auf viele andere Fachbereiche durch, von der Allgemein- bis zur Zahnmedizin. „Unfallchirurgen sollten bei bestimmten Knochenbrüchen an Osteoporose denken und parallel zur Versorgung der Fraktur individuelle Therapien zur Verbesserung des Knochenstatus einleiten. Allgemeinmediziner und Geriater sollten ihre Risikopatienten erkennen. Dazu gehören etwa Ältere oder chronisch Kranke. Patienten mit Hormonstörungen wie Cushing-Syndrom, Nebenschilddrüsen-Überfunktion, Wachstumshormonmangel oder Schilddrüsenerkrankungen weisen ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Osteoporose auf. Idealerweise befinden sie sich bereits wegen der Grunderkrankung in endokrinologischer Betreuung“, nennt Prof. Schmidmaier einige Beispiele. „Fachärzte, etwa Rheumatologen und Onkologen müssen mitunter Medikamente verschreiben, die den Knochen schädigen, etwa Cortison oder Antihormonpräparate. Hier sollten Maßnahmen zum begleitenden Knochenschutz gleich mit zur Therapie gehören.“

Deshalb fordern die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und der Dachverband Osteologie (DVO) von den beteiligten Berufsgruppen und Versorgungsstufen mehr Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Volkskrankheit Osteoporose. Auf dem Kongress diskutieren Experten noch bis zum 19. März 2022 den aktuellen Stand der fachübergreifenden Prävention und Therapie und zeigen Handlungsmöglichkeiten auf.

*Aufgrund der Corona-Pandemie findet der 65. Deutsche Kongress für Endokrinologie vom 17. bis 19. März 2022 nun online statt. Weitere Informationen unter www.dge2022.de 

Quelle: Pressemitteilung der DGE