Autismus Mehr Jungen als Mädchen mit Diagnose
Weniger als die Hälfte der Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) werden vor dem vierten Lebensjahr diagnostiziert. Durch geeignete Screenings von Kindern mit erhöhtem Risiko könnten deutlich mehr zusätzliche Fälle in den ersten Lebensjahren entdeckt werden, so das Ergebnis einer US-Studie.
Screening bringt 60 % mehr Diagnosen
Zur Auswertung kamen die Daten von 33.326 Kindern aus zwölf Frühförderungsstätten. Drei Einrichtungen hatten in Quartalsabständen spezielle ASD-Screenings durchgeführt, die anderen beschränkten sich auf das Standardprogramm und dienten somit als Kontrollen. Alle Kinder stammten aus englisch- oder spanischsprachigen Familien, waren 14–36 Monate alt und hatten noch nie eine Autismusdiagnose erhalten. Die Screenings dokumentierten anhand von Fragebögen und Assessments u.a. Emotionalität und Sozialverhalten der Kleinen.
Wie sich herausstellte, lag die Rate der Autismusdiagnosen in jenen Förderstätten, die ein entsprechendes Screening durchführten, um 60 % höher als in den anderen Einrichtungen (Incidence Rate Ratio 1,6). Dies entsprach zusätzlichen 8,1 Diagnosen pro 1.000 Kinder. Dabei förderten die Screenings bei Kindern aus spanischsprechenden Familien mit einem Plus von 15,4 Fällen deutlich mehr Autismusdiagnosen zutage als bei nicht-spanischsprachigen Kindern (6,9). Auch das Geschlecht spielte eine große Rolle: Es wurden signifikant mehr zusätzliche Fälle unter den Jungen gefunden als unter den Mädchen (14,8 vs. 0,5).
Die Analysen zeigen die Effektivität von speziellen ASD-Screenings, so die Autoren. Diese seien in die staatliche Frühförderung zu implementieren, wie es von amerikanischen Kinderärzten seit Langem empfohlen werde.
Quellen: 1. Sheldrick RC et al. JAMA Pediatr 2022; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.5380 / 2. Pressemeldung Boston University