GLP1-Rezeptoragonisten Mehr Magenrestinhalt bringt womöglich OP-Patienten in Gefahr
Seit GLP1-Rezeptoragonisten nicht mehr nur zur Blutzuckerkontrolle, sondern auch zur Gewichtsreduktion zugelassen sind, steigt ihre Verbreitung rasant. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der perioperativen Sicherheit dieser Medikamente.
Darüber, dass die Anwendung der GLP1-Analoga mit einer verlangsamten Entleerung des Magens und in der Folge mit einem erhöhten Aspirationsrisiko unter Anästhesie assoziiert sein könnte, gab es in der Vergangenheit wiederholt vereinzelte Berichte. US-amerikanische Ärzte sind nun einem möglichen Anästhesierisiko angesichts der zunehmenden Verbreitung dieser Medikamente systematisch auf den Grund gegangen. Dafür haben sie über einen Monat hinweg vor jedem elektiven Eingriff den Magenrestinhalt ihrer Patienten per Ultraschall ermittelt.
Von den 124 Studienteilnehmern (Durchschnittsalter 56 Jahre, 60 % Frauen) wendeten 62 wöchentlich einen GLP1-Rezeptoragonisten an. Berücksichtigt wurden Semaglutid, Duraglutid oder Tirzepatid, deren Halbwertszeiten 7, 5 bzw. 5 Tage betragen. Einmal täglich anzuwendende GLP1-Analoga mit kürzeren Halbwertszeiten blieben außen vor.
Gemäß den Leitlinien hatten die Patienten in den beiden Stunden vor der Operation keine Flüssigkeiten, in den sechs Stunden zuvor keine leichten und in den zwölf vorhergehenden Stunden keine schweren Mahlzeiten zu sich genommen.
Unmittelbar vor dem Eingriff wiesen 35 der 62 Studienteilnehmer unter GLP1-Analogon (56 %) einen erhöhten Mageninhalt auf. Bei den 62 Teilnehmern ohne die Medikation waren es nur 12 (19 %).
Vorgaben zur Karenz vor Operationen überdenken
Nach Adjustierung für mögliche Störfaktoren zeigte sich bei den Patienten unter GLP1-Analogon eine um 30,5 % höhere Prävalenz eines erhöhtes Magenrestinhalts entsprechend einer adjustierten Prävalenz-Ratio von 2,48. Eine Assoziation zwischen der Zeit der letzten Einnahme des Medikaments und der Wahrscheinlichkeit für den erhöhten Magenrestinhalt wurde nicht beobachtet. Das Autorenteam schlussfolgert, dass die derzeitigen Vorgaben zur Nahrungskarenz vor operativen Eingriffen für diese Patientengruppe aufgrund des erhöhten Aspirationsrisikos möglicherweise nicht angemessen sind.
Quelle: Sen S et al. JAMA Surg 2024; 159: 660-667; DOI: 10.1001/jamasurg.2024.0111