„Mentales Tatütata“ bei Oberbauch- oder Rückenschmerzen
Um 22 Uhr schlägt ein Hausarzt bei einem 73-jährigen Mann auf, der über Schmerzen im Oberbauch klagt. Der Allgemeinmediziner diagnostiziert eine Gastritis. 20 Minuten später ist der Patient tot. Ähnlich erging es dem 70-Jährigen, dem ein Kollege wegen Erbrechen ohne begleitende Diarrhö Metoclopramid injiziert hatte. Nach einer Stunde lebte der Patient nicht mehr. Von solchen Schauergeschichten hat der Allgemein- und Notarzt Dr. Wolfgang Tonn aus Heidelberg noch mehr auf Lager. Sie alle haben eins gemeinsam: Ein Myokardinfarkt wurde übersehen.
„Gesund“ aus der Klinik – einen Monat später dann tot
Pro Jahr gibt es in Deutschland etwa 65 000 plötzliche Herztode. In 80 % der Fälle findet sich letztlich ein Infarkt als Ursache. Ein Sechstel der Betroffenen lag im Monat vor dem Ereignis im Krankenhaus, ohne dass ein kardiales Leiden entdeckt wurde, sagte Dr. Tonn. Für den Kollegen bedeutet das im Umkehrschluss, dass im niedergelassenen Bereich noch viel mehr Herzerkrankungen durchs Raster fallen. Schließlich würden die Patienten nur bei deutlichen Symptomen in der Klinik landen.
Patienten beharren darauf, eine Gastritis zu haben
Mehr als die Hälfte aller Infarkte geht dem Experten zufolge nicht mit Herz- bzw. Thoraxschmerzen einher. Diese charakteristischen Beschwerden begegnen dem Hausarzt ohnehin selten, denn Betroffene wählen in solchen Fällen meist direkt den Notruf. Im Bereitschaftsdienst dominieren folglich atypische kardiale Ereignisse, die gerne fehlinterpretiert werden.
Die Klassiker unter den Aussagen der Patienten lauten bei einem atypischen Infarkt: „Herr Doktor, ich habe eine Magenschleimhautentzündung“ oder „Ich muss zum Orthopäden“. Die Herzkranken beharren darauf, dass ihre Symptome vom Magen oder von der Wirbelsäule kommen. Allerdings liegt die Hinterwand des Herzens dem Zwerchfell auf, sodass die Schmerzen bei einer koronaren Stenose oft in den Bauch bzw. Rücken ausstrahlen, erklärte Dr. Tonn und appellierte an seine Kollegen: „Immer wenn jemand über Schmerzen im mittleren Oberbauch klagt, müssen Sie mental Tatütata machen!“
Bauchgefühl oder Herzenssache? | |
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Gastritis | Hinterwandinfarkt |
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Präklinisch verbessert nur ASS i.v. die Überlebensrate
Trifft einer der folgenden Punkte zu, liegt eine instabile AP und somit ein akutes Koronarsyndrom vor:- Erstangina: Jeder mit neu aufgetretenen Herzschmerzen (mindestens 10–15 Minuten dauerhaft) muss ins Krankenhaus, auch wenn inzwischen keine Symptome mehr bestehen. Zur Evaluation eignet sich die Frage: Hatten Sie derartige Beschwerden schon einmal in Ihrem Leben? Lautet die Antwort nein, gilt es als Erstangina.
- Crescendo-Angina: definiert als Brustenge mit zunehmender Intensität, Dauer oder Häufigkeit. Darunter fällt auch eine stabile AP, die sich anders äußert als sonst.
- Ruheangina (hat aus der Ruhe heraus begonnen)
- keine Besserung auf Nitrospray