Kopfschmerzen Mit allen Mitteln gegen den Schmerz
Bei Kopfschmerzen ist eine Kombination aus Medikamenten und anderen Behandlungsformen der alleinigen Pharmakotherapie eindeutig überlegen, erklärte PD Dr. Stephanie Förderreuther von der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Allen Kopfschmerzpatienten sollten daher niedrigschwellige nicht-medikamentöse Interventionen angeboten werden beispielsweise Aufklärung, Psychoedukation und das Führen eines Schmerzkalenders. Außerdem sollte man Betroffene zu Ausdauersport, Achtsamkeitstraining, Biofeedback oder dem Erlernen von Entspannungsverfahren motivieren.
Schmerzintensität wird auch durch die Psyche gesteuert
In der Kommunikation mit dem Patienten ist es wichtig zu betonen, dass Migräne, Cluster- oder medikamenteninduzierter Kopfschmerz organische Erkrankungen sind und nicht ein per se psychisch verursachtes Problem. Allerdings kann die Psyche Einfluss auf die Schmerzintensität nehmen, weshalb auch psychotherapeutische Verfahren sinnvoll erscheinen.
Eine kognitiv-psychotherapeutische Intervention kommt insbesondere infrage, wenn die medikamentöse Behandlung nicht ausreicht. Dies ist häufig bei hochfrequenter/chronischer Migräne der Fall. Als weitere Indikationen nannte die Expertin starke Beeinträchtigung der Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und/oder des Schulbesuchs sowie psychische und somatische Begleiterkrankungen, die eine Pharmakotherapie erschweren.
Nicht-medikamentöse Maßnahmen setzen an verschiedenen Punkten an: Zum einen lässt sich der eigentliche Kopfschmerz behandeln. Zum anderen greifen sie aber auch bei Komorbiditäten wie depressive Störungen. Weitere Ziele können direkte Krankheitsfolgen sein (z.B. sozialer Rückzug, Triggervermeidung, Katastrophisieren, krankhafte Durchhaltestrategien, falsche Selbstwahrnehmung). Zudem profitieren Patienten in Bezug auf Stressbewältigung und einen besseren Umgang mit Attackenangst.
„Das gehört zu Ihren Aufgaben“, gab Dr. Förderreuther den neurologischen Kollegen mit auf den Weg. „Die Psychotherapie bei Kopfschmerzerkrankungen ist auch ohne komorbide psychische Erkrankung eine Kassenleistung.“
Quelle: Kongressbericht Neurowoche 2022