Endokospie Mit besserem Gewissen den Darm betrachten
Auch die Medizin kann sich nicht davon freisprechen, zum Klimawandel beizutragen. Endoskopische Abteilungen gehören zu den Hauptproduzenten von Treibhausgasen. So stellt sich vor allem für sie die Frage: Wie kann es gelingen, die eigene Kohlendioxidproduktion herunterzufahren? In einer Studie hat sich Dr. Dorothea Henniger von der gastroenterologischen Abteilung des Universitätsklinikums Würzburg mit Kollegen auf die Suche nach Einsparpotenzialen gemacht. Dazu hat das Team gründlich untersucht, wie viel Tonnen Kohlendioxid sie selbst 2022 vor Ort produziert haben – beispielsweise durchs Heizen und den Betrieb der Abteilung. Nachgegangen sind die Forscher auch den Parametern Müllproduktion und Materialverbrauch. Untersucht wurden ebenfalls die CO2-Äquivalente, die im Vorfeld entstanden sind, in erster Linie durch Produktion und Anlieferung von Materialien. Zudem haben die Wissenschaftler an 44 involvierte Unternehmen Fragebogen ausgesandt.
Im Schnitt 62,72 Tonnen CO2 pro Jahr an Emissionen
Eine durchschnittliche Endoskopieeinheit wie die in Würzburg mit 7.500 bis 8.000 Untersuchungen pro Jahr emittiert jährlich 62,72 Tonnen Kohlendioxid. Das entspricht in etwa der Menge Kohlendioxid, die anfällt, wenn 100 Personen von Frankfurt nach Los Angeles fliegen. Ein Wert, den die Autoren im Kontext Medizin als „relativ niedrig“ einstufen. Es ist aber immer noch Raum für weitere Verbesserungen, schreiben sie. Sie haben auch ein paar entsprechende Vorschläge zur Hand: So lassen sich durch den Umstieg auf Strom aus grünen Quellen bereits 30 % Emissionen sparen.
Sinnvoll sei es auch, die Raumtemperatur im Blick zu haben – und die Lieferketten, mit denen man zu tun hat. Jedes zweite Gerät werde in Ländern produziert, die mehr als 5.000 Kilometer entfernt liegen, schreibt das Wissenschaftlerteam. In 10 % der Fälle werden die Güter per Flugzeug gebracht. Allein die Vermeidung solch überflüssiger Anfahrtswege lässt die eigene CO2-Bilanz um 7–8 % besser ausfallen.
Quelle: Henniger D et al. Gut 2023; DOI: 10.1136/gutjnl-2023-329940