Mit Laktobazillen gegen die bakterielle Vaginose

Autor: Dr. Judith Lorenz

Durch die Laktobazillen reduzierte sich das Rezidivrisiko signifikant. Durch die Laktobazillen reduzierte sich das Rezidivrisiko signifikant. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com

So richtig befriedigend sind die Effekte der Standardbehandlung bei bakterieller Vaginose nicht. Vielleicht lassen sich die häufigen Rezidive vorbeugen, indem man den guten Bakterien ganz gezielt unter die Arme greift.

Nein, infiziert haben sich Patientinnen mit einer bakteriellen Vaginose nicht. Woran es aber tatsächlich liegt, dass das Vaginalmilieu bei bis zu 50 % der Frauen im gebärfähigen Alter zuungunsten der physiologischen Laktobazillen kippt, ist immer noch unklar. Fest steht jedoch, dass ein Zuwenig dieser Keime sowohl sexuell übertragbare Erkrankungen als auch Frühgeburten begünstigen kann.

Häufig kommt es trotz Antibiotika zum Rezidiv

Der Effekt einer antibiotischen Therapie hält meist nicht lange an. Bis zu drei Viertel der initial erfolgreich behandelten Frauen erleiden innerhalb von drei Monaten ein Rezidiv, schreiben US-Forscher um den Gynäkologen Professor Dr. Craig­ R. Cohen­ von der University of California in San Francisco. Grund genug, nach einer wirksameren Methode zu suchen. Mit der gezielten Unterstützung der Laktobazillenflora scheinen sie sie gefunden zu haben.

In einer randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudie hatten die Wissenschaftler 152 Frauen über elf Wochen mit Lactin-V behandelt, einem vaginal zu applizierenden Präparat, das ausschließlich den im natürlichen Vaginalmilieu vorkommenden Stamm Lactobacillus crispatus CTV-05 enthält. 76 Frauen bekamen lediglich ein Placebopräparat. 30 Tage vor Therapiestart hatten alle Patientinnen eine fünftägige Metronidazoltherapie beendet.

In der Kontrollgruppe hatten 45 % Frauen nach zwölf Wochen ein Vaginoserezidiv erlitten. Unter der Lactobacillus-crispatus-Behandlung­ kam es nur bei 30 % zu einem Wiederaufflammen der Erkrankung. Dies entspricht einer signifikanten Risikoreduktion um 34 %. Der Therapieeffekt hielt auch nach 24 Wochen bei der Mehrzahl an.

Zu diesem Zeitpunkt wiesen die Forscher L. crispatus bei nahezu der Hälfte der mit dem Verum behandelten Teilnehmerinnen im Vaginalmilieu noch nach. Lokale und systemische Nebenwirkungen traten in beiden Studiengruppen etwa gleich häufig auf.

Die hohe Rückfallrate der bakteriellen Vaginose bedeutet für die betroffenen Frauen eine starke emotionale, sexuelle und soziale Belastung, schließen die Autoren. Die intravaginale Applikation von Lactobacillus crispatus CTV-05 scheint dem Rezidiv vobeugen zu können. Weitere Studien müssen nun klären, wie lange die Kolonisation mit dem physiologischen Vaginalkeim anhält und ob die Rückfallprophylaxe tatsächlich wirkt.

Quelle: Cohen CR et al. N Engl J Med 2020; 382: 1906-1915; DOI: 10.1056/NEJMoa1915254