IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie Mit Prick- und IgE-Test die orale Provokation umgehen

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Der Prick-to-Prick-Test zeigte eine hohe Sensitivität bei Allergien gegen frische Kuhmilch und gekochte Hühnereier, der Haut-Pricktest mit Extrakt bei Cashew-Allergien. Der Prick-to-Prick-Test zeigte eine hohe Sensitivität bei Allergien gegen frische Kuhmilch und gekochte Hühnereier, der Haut-Pricktest mit Extrakt bei Cashew-Allergien. © Ursa Studio - stock.adobe.com

Der orale Provokationstest gilt zwar als Standard, sollte aber nur noch in unklaren Fällen zum Einsatz kommen. So sieht es die kürzlich aktualisierte europäische Leitlinie zur Diagnose IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien vor.

Als zuverlässige Alternativen nennt sie den Pricktest, die Blutanalyse auf spezifische IgE-Antikörper und den Basophilen-Aktivierungstest (BAT). Grundlage für diese Empfehlung ist u.a. eine Studie, die in etwa zeitgleich mit der Leitlinie publiziert wurde.

Wissenschaftler um Dr. Carmen­ Riggioni­ von der National University of Singapore haben die verschiedenen Allergietests miteinander verglichen. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der diagnostischen Genauigkeit. Grundlage für die Metaanalyse bildeten die Daten aus 149 Studien mit insgesamt 24.489 Patienten. Als Standard wurde in allen Untersuchungen der orale Provokationstest durchgeführt: in 21,5 % der Fälle doppelblind und placebokontrolliert, in 63,8 % offen und in 2,7 % einfach verblindet. Die Autoren berücksichtigten nur Kombinationen aus Lebensmittelallergen und Testmethode, für die mindestens drei Studien vorlagen.

Der Prick-to-Prick-Test zeigte  eine hohe Sensitivität bei Allergien gegen frische Kuhmilch (90 %) und gekochte Hühnereier (94 %), der Haut-Pricktest mit Extrakt bei Cashew-Allergien (93 %). Im Vergleich dazu lagen die Sensitivitäten der IgE-Antikörpertests bei 82 % (Kuhmilch), 85 % (Eiweiß von gekochten Hühnereiern) und 94 % (Cashew).

Antikörpertests auf einzelne Antigene überzeugten durch eine hohe Spezifität: Ara h 2 (Erdnuss, 92 %), Cor a 14 (Haselnuss, 95 %), Ana o 3 (Cashew, 94 %), Casein (Kuhmilch, 93 %) und Ovomucoid (rohes bzw. gekochtes Ei, 92 bzw. 91 %). Hoch spezifisch fiel zudem der BAT für die Diagnose von Allergien gegen Erdnuss (90 %) und Sesam (93 %) aus.

Evidenz bei Soja, Sesam, Weizen und Garnelen geringer

Der orale Provokationstest ist nicht nur kostspielig und zeitaufwendig, sondern birgt auch das Risiko einer lebensbedrohlichen Anaphylaxie, erinnern die Autoren. Ihre Ergebnisse sprechen für den Einsatz der Haut- und spezifischen IgE-Tests, insbesondere für die Diagnose von Allergien gegen Erdnüsse, Hühnereier, Kuhmilch, Haselnüsse und Cashew. Weniger zuverlässig seien die Methoden jedoch bei Sesam, Soja, Weizen und Garnelen.

Quellen:
1.     Santos AF et al. Allergy 2023; 78: 3057-3067; DOI: 10.1111/all.15902
2.    Riggioni C et al. Allergy 2024; 79: 324-352; DOI: 10.1111/all.15939