Rückenschmerzen Mit Psychoedukation und Bewegungssensoren gegen den Schmerz
Kreuzschmerzen bleiben in der Regel nur über einen begrenzten Zeitraum bestehen. Doch 20 bis 30 % der Betroffenen entwickeln Beschwerden, die länger als drei Monate andauern und mit einem hohen Grad an Behinderung einhergehen. Die meisten therapeutischen Maßnahmen helfen nur vorübergehend und weisen eine schwache bis mäßige Wirksamkeit auf.
Die kognitive Funktionstherapie (CFT) ist bei chronischen Schmerzen ein neuer Ansatz, der schmerzbezogene Wahrnehmungen, Emotionen und Verhaltensweisen einschließt. Ein Team um Prof. Dr. Peter Kent von der Curtin University in Perth untersuchte, wie gut die CFT in Kombination mit Biofeedback wirkt, bei dem die Betroffenen in Echtzeit Rückmeldungen über ihre Körperhaltung und ihr Bewegungspensum erhalten.
Schmerzen bestanden seit über drei Monaten
Zu diesem Zweck führten die Forscher eine randomisierte, kontrollierte Phase-3-Studie in 20 physiotherapeutischen Kliniken der Primärversorgung in Australien durch. Eingeschlossen waren Erwachsene mit Schmerzen im unteren Rücken, die bereits länger als drei Monate andauerten und die zu einer mindestens mäßigen schmerzbedingten Einschränkung der körperlichen Aktivität führten. Zu den Ausschlusskriterien zählte u.a. eine schwere Wirbelsäulenerkrankung. Insgesamt 492 Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt: übliche Behandlung (n = 165), CFT plus Biofeedback (n = 163) und CFT plus Schein-Biofeedback (n = 164).
Der primäre klinische Endpunkt war die Aktivitätseinschränkung nach 13 Wochen, von den Teilnehmern selbst anhand des Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ) eingeschätzt. Der Fragebogen umfasst 24 Aussagen wie „Wegen meiner Rückenschmerzen bleibe ich den größten Teil des Tages zu Hause“. Als primären wirtschaftlichen Endpunkt definierten die Forscher die qualitätsbereinigten Lebensjahre (QALYs).
Die CFT erfolgte durch speziell geschulte Physiotherapeuten und umfasste bis zu sieben Behandlungssitzungen über zwölf Wochen plus eine Auffrischungssitzung. Im Rahmen der Therapie thematisiert der Therapeut Schmerz als biopsychosoziales Phänomen und klärt mit dem Patienten, welche funktionalen Ziele er erreichen möchte. Entspannungstechniken und eine abgestufte Exposition sollen die Betroffenen dabei unterstützen, sich vor allem jene Bewegungen wieder zuzutrauen, die sie üblicherweise aus Angst vor Schmerzen vermieden.
Wirtschaftlich in Bezug auf QALYs und Produktivität
Beide Biofeedbackgruppen trugen Bewegungssensoren über dem Os sacrum und L1, in der Verumgruppe waren diese mit einem Smartphone verbunden, das die Bewegungsmuster aufzeichnete und bei ungünstigen Körperhaltungen die Patienten alarmierte. Sowohl kombiniert mit echtem als auch mit Schein-Biofeedback besserte die CFT die Einschränkung der Patienten wirksamer als die übliche Behandlung. Der Effekt blieb ein Jahr lang bestehen. Darüber hinaus erwiesen sich beide Interventionen als wirtschaftlicher in Bezug auf QALYs und Produktivität.
Quelle: Kent P et al. Lancet 2023; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00441-5