Kasuistik Mitralinsuffizienz enttarnt Vorhofseptum-Aneurysma bei KHK-Patient
Zunehmende Palpitationen, Schwindel und Belastungsdyspnoe waren der Grund dafür, dass ein 74-jähriger Mann zur Abklärung ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Anamnestisch brachte er eine koronare Herzkrankheit mit sowie eine arterielle Hypertonie und eine Hypercholesterinämie als wichtigste Risikofaktoren. Vor mehr als zehn Jahren war dem Mann ein Stent in den Ramus circumflexus gesetzt worden.
Bei der Auskultation war ein lautes Systolikum über dem Erb’schen Punkt zu hören. Das Röntgenbild zeigte ein linksverbreitertes Herz, aber keine Dekompensationszeichen. Die Koronarangiografie konnte kein Fortschreiten der KHK feststellen. Fündig wurde man in der Suche nach der Ursache mit der Echokardiografie. Diese ließ eine hochgradige Insuffizienz der Mitralklappe erkennen sowie drei weitere Auffälligkeiten:
- ein nach rechts aussackendes Vorhofseptum
- einen geringen interatrialen Shunt von links nach rechts
- eine erhöhte Flussgeschwindigkeit des Shunts.
Daraus ergab sich die Diagnose eines Vorhofseptum-Aneurysmas mit kleinem drucktrennendem Links-Rechts-Shunt und deutlich erhöhtem Druck im linken Vorhof.
Der Fluss in dem kleinen Shunt war bei geringem Druckunterschied zwischen linkem und rechtem Vorhof nur gering, etwa 1 m/sec. Da der linksatriale Druck aber bei einer relevanten Mitralinsuffizienz stark ansteigt, nimmt auch der Shuntfluss zu. Im Fall des Patienten baute sich ein Druckunterschied von mehr als 30 mmHg auf. Dieser führte zu einem Shuntfluss von mehr als 2,7 m/sec.
Das Vorhofseptum-Aneurysma weist eine Prävalenz von 0,5–5 % auf. Es beruht auf einer kongenitalen Geweberedundanz im Bereich der Fossa ovalis. In zwei Dritteln der Fälle geht das Vorhofseptum-Aneurysma mit einem offenen Foramen ovale einher. Zudem können sich dort Thromben bilden, die einen kardiogenen Schlaganfall hervorrufen können.
Der Patient wurde im Anschluss an die Diagnostik in ein kardiochirurgisches Zentrum überwiesen, um die Mitralklappe zu rekonstruieren und den Shunt zu verschließen.
Quelle: Faber L et al. Dtsch Med Wochenschr 2024; 149: 351-352; DOI: 10.1055/a-2259-8269