Moby – Die Schutzkapsel für mehr Freiheit Moby gibt immunsupprimierten Kindern mehr Freiraum

Autor: Nina Arndt

Das Isolationszimmer auf Rädern macht für betroffene Kinder Spaziergänge mit den Eltern oder Geschwistern auf einmal wieder möglich. Das Isolationszimmer auf Rädern macht für betroffene Kinder Spaziergänge mit den Eltern oder Geschwistern auf einmal wieder möglich. © Charité | René Krempin

Eine neue, mobile Schutzkapsel namens Moby sorgt für mehr Normalität bei immunsupprimierten Kindern. Mit HEPA-Filter und innovativer Technik ermöglicht sie Bewegung und Kontakt mit Familie – trotz medizinischer Isolation.

Ein kleiner Junge sitzt in einer Plexiglaskapsel auf vier Rädern, er trägt eine Maske und ein Headset. Der Fünfjährige winkt den Pflegenden zu. Ahmad leidet an einem angeborenen Immundefekt. Nach einer lebensbedrohlichen Infektion war die einzige Chance auf Heilung eine allogene Stammzelltransplantation. Während sich das neue Immunsystem aufbaute, musste er in medizinische Isolation – das kann ganz schön einsam sein. Mit einer mobilen Schutzkapsel soll es Kindern wie Ahmad ermöglicht werden, wieder mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.

Die Schutzkapsel, genannt Moby, ist ausgestattet mit einem Headset bzw. einer Art Funkgerät und Gummihandschuhen, mit denen man hinaus und hinein greifen kann. Mittels Joystick lässt sich Moby von innen sowie von außen steuern. So können auch Pflegende und Angehörige von kleineren Kindern die Kapsel lenken.

Ausgerüstet mit einem dualen HEPA-Filtersystem erreicht der mobile Schutzkokon laut Herstellerangaben eine Reinraumklasse von bis zu ISO 2. Das entspricht der Klasse, die die NASA in der Raumfahrt einrichtet. Mit Überdruck verhindert die Kapsel, dass Erreger eindringen können und schützt so die immunsupprimierte Person vor Ansteckung. Aber auch infektiösen Menschen, die sich in Quarantäne befinden, könnte Moby mehr Freiraum geben. Denn technisch ist es ebenso möglich, einen Unterdruck zu schaffen, der die Außenwelt schützt.

Ein Prototyp der Kapsel wird in der Charité – Universitätsmedizin Berlin getestet bei Kindern, die sich aufgrund einer Stammzelltransplantation oder einer Chemotherapie in medizinischer Isolation befinden. „Bislang sind die Rückmeldungen sehr positiv – Eltern und Kinder sind begeistert. Moby ermöglicht sofort mehr Freiraum“, wird Prof. Dr. Angelika Eggert von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie in einer Pressemeldung der Charité zitiert. Bis Ende 2025 läuft noch eine Studie zur Nutzen des Glockenrollstuhls.

Das Isolationszimmer auf Rädern macht für betroffene Kinder Spaziergänge mit den Eltern oder Geschwistern auf einmal wieder möglich. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 6 km/h können die jungen Patientinnen und Patienten in der Kapsel durch die Gegend sausen.

Neben immunsupprimierten Kindern könnten auch schwerkranke Erwachsene wie Dialysepatientinnen und -patienten profitieren. Patiententransporte ließen sich sicherer gestalten und auch Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen sowie Rehazentren könnten eines Tages mit Moby mehr Freiheiten gewinnen.

Hersteller der Schutzkapsel ist das Berliner Start-up Sphaira. Die Idee für die mobile Schutzkapsel kam dem Gründerduo Janis Münch und Moritz Eichhorn 2020 während der Coronapandemie. Die Entwicklung dauerte etwa 18 Monate; herausfordernd war insbesondere die Herstellung der Kuppel aus speziellem Plexiglas. In Deutschland fand das Team keine Firma, die eine solche Form gießen konnte. Stattdessen musste es auf ein italienisches Unternehmen ausweichen. Die Mühen scheinen sich zu lohnen. Verschiedene Kliniken haben bereits Interesse bekundet, heißt es.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht