Mysteriöse Fußbeschwerden mit wenigen Handgriffen aufklären
Bei orthopädischen Leiden gilt es, im Rahmen der Anamnese nicht nur nach Beschwerden und Begleiterkrankungen zu fragen. Auch die getragenen Schuhe und Einlagen der Patienten sollte man sich genau ansehen. Denn die meisten Krankheitsbilder des Fußes führen zu charakteristischen Druckstellen bzw. lassen die Sohle an bestimmten Bereichen abnutzen. Verdächtige Stellen sollte man mit einem Fettstift markieren. Durch Inspizieren des Patienten beim Gehen, Stehen und/oder Sitzen können weitere Pathologien erkannt oder Vordiagnosen erhärtet werden, erklärte Dr. Dr. Michael Gabel vom Fußzentrum der Sana Klinik Bethesda Stuttgart.
Pes planovalgus
Patienten mit einem erworbenen Knicksenkfuß infolge einer Degeneration der Tibialis-posterior-Sehne berichten zwei typische Symptome: unklare Schmerzen an der Innenseite des Knöchels oder des Sprunggelenks sowie einen schmerzhaft geschwollenen und hervortretenden Innenknöchel bei zunehmender Knicksenkfußstellung.
Neben der Fehlstellung der Ferse nach außen, wodurch das Fußgewölbe auf dem Boden aufliegt, lässt sich ein Pes planovalgus z.B. mithilfe des Silfverskjöld-Tests bestätigen. Am gestreckten Knie prüft man zunächst die aktive und passive Dorsalextension im oberen Sprunggelenk und wiederholt das Ganze mit um 90° flektiertem Knie. Fällt die Dorsalextension beim gestreckten Kniegelenk geringer aus als beim gebeugten, spricht dies für eine verkürzte Wadenmuskulatur – häufige Folge eines lange bestehenden, unbehandelten Knicksenkfußes.
Patienten mit einem Pes planovalgus sind zudem nicht in der Lage, sich ohne Weiteres auf einem Bein auf die Zehenspitzen zu stellen: Es gelingt ihnen meist nicht, beim Zeheneinbeinstand die Ferse nach oben zu ziehen.
Metatarsalgie
Belastungsabhängig treten Schmerzen unter den Metatarsalköpfen auf. Neben der Gelenkpalpation – wobei Patienten von Schmerzen im Bereich des mittleren Vorfußes berichten – dienen der Mittelfußklopftest und der Schubladentest (nach Mann) zur Abklärung. Beim Mittelfußklopftest überstreckt der Arzt die Zehen des liegenden Patienten und klopft gleichzeitig mit einem Reflexhammer die Metatarsalköpfchen ab. Nehmen die Beschwerden daraufhin zu, ist der Test positiv. Im Schubladentest versucht man, die Zehen im Gelenk nach dorsal zu verschieben.
Morton-Neuralgie
Eine wichtige Differenzialdiagnose der Metatarsalgie ist die Morton-Metatarsalgie. Sie führt bei Betroffenen zu Schmerzen während der Kompression des Vorfußes (Gänsslen-Handgriff). Auch ein positiver N.-interdigitalis-Dehnungstest – brennende Schmerzen in der Fußsohle plus plantar in Höhe der betroffenen Mittelfußköpfchen bei maximaler passiver Dorsalflexion beider Sprunggelenke – sowie der Mulder-Klicktest weisen auf die periphere Nervenerkrankung hin.
Mulder-Klicktest
Ein kurzes Video sagt mehr als eine schriftliche Beschreibung. Ein Kollege demonstriert, wie einfach Sie einschätzen können, ob eine Morton-Neuralgie vorliegt. Quelle: Youtube/Matthew Gallegos
Richtungsweisender Geruch
Quelle: 54. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg