Lungenkrebs Erst CPI, dann OP

Autor: Dr. Judith Lorenz

NSCLC-Patient:innen profitieren von neoadjuvanter Checkpoint-Inhibitor- und Platin-Chemotherapie. NSCLC-Patient:innen profitieren von neoadjuvanter Checkpoint-Inhibitor- und Platin-Chemotherapie. © Tom – stock.adobe.com

Patient:innen mit NSCLC im Frühstadium profitieren im Hinblick auf das histopathologische Tumoransprechen und das ereignisfreie Überleben von einer neoadjuvanten Kombination aus Checkpoint-Inhibitoren und platinhaltiger Chemotherapie. Der Zusammenhang scheint zudem unabhängig von den Tumoreigenschaften zu sein.

Neoadjuvante CPI verbessern die Resektabilität maligner Tumoren und senken deren Fernmetastasierungsrisiko, berichtet ein Forschungsteam um Prof. Dr. Giuseppe Banna vom Portsmouth Hospitals University NHS Trust in Portsmouth. Auch beim  NSCLC bietet diese Strategie Vorteile: Etwa die Hälfte der Tumoren wird im Frühstadium diagnostiziert und eignet sich für eine Operation. Neoadjuvante CPI in Kombination mit einer platinhaltigen Chemotherapie verbessern die Prognose der Betroffenen erheblich.

Wie groß dieser Nutzen genau ausfällt und welche klinischen, pathologischen und therapiebezogenen Faktoren hierbei zum Tragen kommen, untersuchte Prof. Banna gemeinsam mit weiteren Forschenden aus Italien und der Schweiz mithilfe einer Metaanalyse der Daten von acht Phase-2- und Phase-3-Studien.

Über 3.300 NSCLC-Erkrankte gingen in die Auswertung ein

Das Analysekollektiv umfasste 3.387 Erwachsene mit einem therapienaiven NSCLC im Stadium IB bis IIIB, die mittels neoadjuvanter Chemoimmuntherapie mit oder ohne adjuvante CPI oder durch alleinige neoadjuvante Chemotherapie behandelt worden waren. Als primäre Endpunkte der gepoolten Datenanalyse wählten die Wissenschaftler:innen das ereignisfreie Überleben (EFS) nach zwei Jahren sowie das pathologische Komplettansprechen (pCR).

Signifikanter Vorteil für das Zwei-Jahres-EFS

Die Personen des Experimentalarms hatten im Vergleich zu den Erkrankten, die keine CPI erhielten, ein signifikant besseres Zwei-Jahres-EFS (HR 0,57; 95%-KI 0,50–0,66; p < 0,001) sowie signifikant höhere Chancen auf ein pathologisches Komplettansprechen (Risk Ratio 5,58; 95%-KI 4,27–7,29; p < 0,001). Diese Zusammenhänge bestanden unabhängig von Alter, Geschlecht, Allgemeinzustand und Raucherstatus der Patient:innen. Gleiches galt für die histopathologischen Tumoreigenschaften, das Tumorstadium und die Art der verabreichten platinhaltigen Chemotherapie. 

Hinsichtlich der pCR-Rate profitierten Erkrankte unabhängig von der PD-L1-Expression der Tumorzellen. Bei PD-L1-negativen Malignomen beobachteten die Auswertenden allerdings ein höheres Rezidivrisiko im Vergleich zu Tumoren mit geringer oder hoher Expression des Moleküls (p = 0,005). 

Adjuvante CPI beeinflussten in diesem Patient:innenkollektiv das Zwei-Jahres-EFS nicht. Die Anzahl der neoadjuvant gegebenen Chemoimmuntherapiezyklen wirkte sich ebenfalls nicht auf die Wahrscheinlichkeit einer pCR aus.

Im Anschluss an eine neoadjuvante CPI-Chemotherapie des frühen NSCLC routinemäßig adjuvante Checkpoint-Inhibitoren einzusetzen, halten die Forscher:innen nicht für notwendig. Sie empfehlen allerdings ein risikoadaptiertes Vorgehen in Abhängigkeit vom Rezidivrisiko, das beispielsweise anhand von Biomarkern wie der zirkulierenden Tumor-DNA bestimmt werden könne. 

Quelle:
Banna GL et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e246837; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.6837