Sicca-Symptomatik Neue Behandlungsmethoden Beschwerden

Autor: Dr. Sonja Kempinski

Kokosöl-Paste lindert vaginale Schmerzen und Dyspareunie. Kokosöl-Paste lindert vaginale Schmerzen und Dyspareunie. © RRF - stock.adobe.com

Ob trockene Augen oder trockene Scheide: Bei vielen rheumatischen Erkrankungen leiden die Betroffenen erheblich unter einer Sicca-Symptomatik. Können Kokosöl, Elektrostimulation und Stammzellen helfen?

Die extreme Schleimhauttrockenheit gehört zu den besonders belastenden Manifestationen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Behandlungsoptionen gibt es wenige. Zudem sind sie nur begrenzt wirksam oder ihre Effektivität wird durch ausgeprägte Nebenwirkungen eingeschränkt. Deshalb sucht man immer wieder neue Optionen, um den Betroffenen Linderung zu verschaffen.

Unlängst geprüft wurde beispielsweise, ob die Injektion von Stammzellen Tränen und Speichel wieder fließen lässt. In einer Studie bekamen 20 Patienten mit Sjögren-Syndrom aus dem eigenen Fettgewebe gewonnene mesenchymale Stammzellen in die Tränendrüse injiziert. 20 weitere Sjögrenpatienten erhielten ein Vehikel gespritzt, und 14 wurden einer Beobachtungsgruppe zugeteilt. Innerhalb des zwölfmonatigen Follow-ups besserten sich sowohl objektive als auch subjektive Anzeichen des trockenen Auges in beiden Interventionsgruppen im Vergleich zur Beobachtungskohorte. Der Mechanismus dahinter muss allerdings noch erforscht werden, zitierte Prof. Dr. Gabriela Riemekasten vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein die Studienautoren. 

In einer zweiten, verblindeten Studie bekamen 75 Sjögrenpatienten entweder Stammzellen oder ein Placebo in die Speicheldrüsen gespritzt. Innerhalb von drei Monaten verbesserte sich bei den Patienten mit Veruminjektion sowohl die Sekretion der Speichel- als auch die der Tränendrüsen deutlich. Signifikante Unterschiede im Vergleich zur Placebogruppe zeigten sich auch im patientenberichteten Outcome (ESSPRI), zudem besserte sich der Sjögren-Aktivitäts-Index ESSDAI. IgG, IgM, C3 und C4 im Blut hatte man ebenfalls mehrfach gemessen. Im Vergleich zu den Kontrollen wiesen Patienten der Verumgruppe an einigen der Follow-Up-Terminen signifikant niedrigere Werte für diese Parameter auf. 

Stammzellen sind eine Option für schwer Erkrankte

Diese beiden qualitativ hochwertigen Studien konnten zeigen, dass die lokale Injektion autologer Fettstammzellen sowohl Krankheitsaktivität als auch Sicca-Symptomatik bessern kann, unterstrich Prof. Riemekasten. Für sie ist die Stammzelleninjektion bei schwer erkrankten Patienten eine Option, die man durchaus in Erwägung ziehen sollte.

Eine weitere vielversprechende, aber weniger invasive Methode zur Behandlung der Mundtrockenheit ist die intraorale Elektrostimulation. In einer britischen Pilotstudie erhielten 30 Patienten mit primärem Sjögren entweder eine aktive oder eine vorgetäuschte Stimulation der Speicheldrüse. Sechs Monate nach Randomisierung erhöhte sich der unstimulierte Speichelfluss um durchschnittlich 0,98 ml in einem 15-minütigen Zeitraum zugunsten der Verumgruppe. Auch andere Parameter besserten sich: Die Werte der visuellen Analogskala, des Xerostomie-Inventars und des von den Patienten berichteten Q1-Index sanken im Mittel unter Verum stärker als unter der Sham-Prozedur. Der Unterschied zwischen den Gruppen lag für die Parameter bei 0,36, 3,31 und 0,23. Damit könnte sich auch die elektrische Speicheldrüsenstimulation zu einer wirksamen Therapieoption entwickeln, meinte Prof. Riemekasten und erwartet gespannt die Ergebnisse der Phase-3-Studie.

Patientinnen mit Sicca-Syndrom leiden häufig an Scheidentrockenheit, vaginalen Schmerzen und Dyspareunie. Weltweit setzen Betroffene dagegen zunehmend Kokosnussöl ein. Allerdings fehlen bisher Studien zu Effektivität und Verträglichkeit. Dem ging eine Arbeitsgruppe nach und analysierte die Beschwerden von 53 Frauen, die mindestens sechs Monate lang eine Paste mit Kokosöl verwendeten. Von den Patientinnen litten 31 an einer rheumatischen Erkrankung (75 % von ihnen an RA oder Sjögren), 22 Frauen hatten keine Autoimmunerkrankung.

In der Kokosöl-Gruppe nahmen vaginale Schmerzen und Dyspareunie um 66 % ab, in der Kontrollgruppe um 55 %. Obwohl nicht statistisch signifikant, war das Kokosöl mindestens vergleichbar mit östrogenhaltigen Therapien, berichtete Prof. Riemekasten. Unerwünschte Ereignisse wurden nicht dokumentiert. Auch wenn die Stichprobengröße gering und das Studiendesign nicht randomisiert war: Native Kokosölpaste könnte eine nützliche und kostengünstige Alternative zur Östrogentherapie sein. Vor allem ist sie eine Option für Patientinnen, die aus Angst vor Nebenwirkungen keine Östrogene anwenden wollen.

Quelle: 19. Rheumatologie-Update-Seminar