Chronische Wunden Neue Wundauflagen verbessern Heilung

Autor: Nina Arndt

Neue Studie zeigt signifikante Fortschritte bei der Behandlung chronischer Wunden mittels keramischer Wundauflagen.
Neue Studie zeigt signifikante Fortschritte bei der Behandlung chronischer Wunden mittels keramischer Wundauflagen. © Stockfotos-MG – stock.adobe.com

Keramische Wundauflagen verbessern die Heilung chronischer Wunden und reduzieren Bakterien – kostengünstig und einfach in der Anwendung. Eine Studie zeigt, dass sie sich besonders für Ulcus cruris eignen und telemedizinisch begleitet werden könnten.

Keramische Wundauflagen haben ein simples Design, sind erschwinglich und laut Alltagsberichten effektiv. Ein Vorteil wäre, dass das Therapiemanagement eventuell sogar telemedizinisch erfolgen könnte.

Bei keramischen Wundauflagen handelt es sich um Zellulosesäckchen, die mit keramischem mikroporösem Granulat gefüllt sind. Die rigide Struktur der Wundauflage ermöglicht ein Mikrodébridement, zudem kann das Säckchen aufgrund des Kapillardrucks Exsudat absorbieren, erläuterte Dr. Andrzej Hecker von der Medizinischen Universität Graz. Mikroorganismen bleiben am Granulat haften – wird die Auflage entsorgt, entfernt man somit Exsudat und Mikroben.

Studiendaten zu dieser Art der Wundversorgung gibt es bisher kaum. Nun liefert jedoch eine prospektive Studie mit 20 Erwachsenen mit einer lokal infizierten, chronischen Wunde erste Ergebnisse. Vier Wochen lang wurde behandelt: In den ersten drei Tagen wechselte man den Verband täglich, danach etwa alle drei Tage.

Um die Wundheilung und -qualität während des Untersuchungszeitraums zu bewerten, ermittelte das Team die Wundgrößen und berechnete einen Score, der u. a. auf dem Nekrosegrad, der Eiterbildung und der Stärke der Schwellung basierte. Durch Wiegen der Auflagen vor und nach der Anwendung prüfte man, ob sich die absorbierte Exsudatmenge im Verlauf der Behandlung veränderte. Der Biofilm auf dem Granulat wurde im Ultraschallbad schonend abgelöst (Sonikation) und die Mikroorganismen bestimmt. Die Ergebnisse verglichen die Forschenden mit den identifizierten Bakterien- und Pilzisolaten aus den konventionellen Wundabstrichen. Nach vier Wochen hatte sich die Wundgröße bei den Teilnehmenden signifikant reduziert und der Wundscore hatte sich deutlich gebessert. Die Menge an Wundexsudat veränderte sich über die Zeit hingegen nicht.

Für die Identifikation der Mikroben erwies sich die Sonikation dem Wundabstrich überlegen. So lag die Sensitivität für die Ultraschallmethode bei 91 % und für den Wundabstrich bei 77 %. Gefunden wurden unter anderem Staph. aureus, MRSA und Pseudomonas.

Anhand mehrerer Fallbeispiele verdeutlichte Dr. Hecker den Nutzen der mikroporösen Keramik: Bei einem Patienten mit einer sechs Monate alten postoperativen Wunde war diese nach der vierwöchigen Versorgung nahezu verschlossen. Bei einer Patientin mit einem zehn Monate alten Dekubitus hat sich die Wundfläche zwar nicht verringert, aber aufgrund des Débridements durch die Auflage war die Wunde wesentlich sauberer.

Eine Subanalyse habe ohne Signifikanz, aber mit einem deskriptiven Trend gezeigt, dass sich für Ulcus cruris die besten Ergebnisse beobachten ließen, erklärte Dr. Hecker und betonte: Das Produkt erlaube eine Art von Monitoring. Wenn das Säckchen mit Exsudat gesättigt ist, verfärbt es sich. So können Betroffene erkennen, wann sie den Verband wechseln müssen. Das sei ein großer Vorteil. In Ländern oder Gebieten mit begrenzter medizinischer Versorgung könnte man daher Betroffene mittels Telemedizin unterstützen, ihre Wunden selbstständig auszutherapieren.

Quelle: Wundkongress 2024