Typ-1-Diabetes Neuer globaler Index liefert aktuelle Daten

Autor: Angela Monecke

2040 wird es weltweit voraussichtlich knapp 18 Millionen T1D-Patient*innen geben. 2040 wird es weltweit voraussichtlich knapp 18 Millionen T1D-Patient*innen geben. © Jürgen Fälchle – stock.adobe.com

Neue Daten und Erkenntnisse zur weltweiten Ausbreitung von Typ-1-Diabetes und deren Folgen auf die Gesundheit in einzelnen Ländern liefert erstmals ein neuer globaler Index. Dessen Einführung gab die JDRF, eine internationale Forschungsorganisation und Interessenvertretung für Diabetes mellitus Typ 1, im September bekannt. 

Weltweit sind fast neun Millionen Menschen von Typ-1-Diabetes betroffen. Die Autoimmunerkrankung zählt zu den chronischen Erkrankungen, die sich am schnellsten ausbreiten. Bestimmte Faktoren, wie eine familiäre Vorbelastung, können das Risiko erhöhen. Knapp 341.000 Menschen sind hierzulande an Typ-1-Diabetes erkrankt, von ihnen sind etwa 32.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.  

Mit dem T1D-Index als neuem Tool werden nun erstmals die Auswirkungen von Typ-1-Diabetes auf die Gesundheit in den Ländern der Welt untersucht. Anhand dieser Daten wurden auf nationaler Ebene zudem umsetzbare Maßnahmen identifiziert, mit der sich die Diabetesversorgung verbessern lässt; dazu zählen eine frühzeitige Diagnose, ein uneingeschränkter medizinischer Zugang für alle Betroffenen und eine bessere Finanzierung der Diabetesforschung (zu Präventions-, Therapie- und Heilungsmöglichkeiten). 

Für das Tool wurden die Ergebnisse einer globalen Umfrage mit mehr als 500 Endokrinolog*innen und 400 Veröffentlichungen in Fachzeitschriften ausgewertet. Das Ziel: neue Erkenntnisse zum Typ-1-Diabetes sowohl weltweit als auch auf Länderebene zu gewinnen. Der T1D-Index und dessen Ergebnisse wurden in „The Lancet Diabetes and Endocrinology“1 veröffentlicht.

Viermal schnellerer Anstieg seit dem Jahr 2000

Mit dem neuen Index kann die Anzahl an Menschen berechnet werden, die vorzeitig an diabetesbedingten Komplikationen des T1D verstorben sind. Auch die „verlorenen Gesundheitsjahre“, die durch Krankheit, Behinderung oder vorzeitigen Tod aufgrund dieser Diabetesform verursacht wurden, sind so feststellbar.

Vier Handlungsfelder zu Prävention, Behandlung und Heilungschancen des Typ-1-Diabetes

  • Frühzeitige Diagnose: Die Aus- und Weiterbildung medizinischer Fachkräfte soll verbessert werden. Laut Index könnten 2040, sofern alle Erkrankten ab 2023 eine frühzeitige T1D-Diagnose erhalten, 668.000 Menschen weiter am Leben sein. 
  • Insulin und Blutzuckerteststreifen: Diese müssen uneingeschränkt zugänglich sein. Setzt man dies ab 2023 um, könnten bis 2040 1,98 Millionen Patient*innen mehr leben. 
  • Insulinpumpen und kontinuierliche Glukosemessung (CGM): Alle Betroffenen mit T1D sollten uneingeschränkten Zugang zu neuen Diabetes-Technologien erhalten, die Glukoseüberwachung und Insulinabgabe automatisieren. 673.000 Personen könnten demnach 2040 mehr am Leben bleiben, wenn ab 2023 alle Menschen mit T1D Zugang zu der verfügbaren Technologie hätten.
  • Vorbeugung und Heilung: Investitionen und Forschung bei Prävention, Behandlung und Heilungsmöglichkeiten müssen verstärkt werden. Nach Berechnungen des Index könnten so 890.000 Menschen im Jahr 2040 mehr leben.

Die Ergebnisse des Index zur Krankheitsprognose des Typ-1-Diabetes zeigen, dass im Jahr 2022 mit weltweit mehr als 3,86 Millionen vorzeitigen Todesfällen und durchschnittlich 32 „verlorenen Gesundheitsjahren“ pro T1D-Patient*in zu rechnen ist, sofern die Diagnose schon im Alter von 10 Jahren gestellt wurde. Seit 2000 ist zudem die Prävalenz von Typ-1-Diabetes viermal schneller angestiegen als das weltweite Bevölkerungswachstum. 

Bis 2040 wird die Zahl an Erkrankten in allen Ländern der Welt voraussichtlich auf 17,43 Millionen klettern. Die geschätzte Anzahl an vorzeitigen Todesfällen durch T1D liegt für das Jahr 2040 bei 6,85 Millionen. Mit dem T1D-Index lässt sich derzeit die beste Prognose zur Situation des Typ-1-Diabetes treffen. Das Tool wurde gemeinsam von JDRF, Life for a Child, International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes (ISPAD), International Diabetes Federation (IDF) und Beyond Type 1 entwickelt.  

Weitere Faktoren: Kosten, Psyche, Lebensqualität

In künftigen Publikationen wird der Index um die Auswirkungen von T1D auf Kosten, psychische Gesundheit und Lebensqualität erweitert. Die Daten sollen dann auch auf regionaler und demografischer Ebene aufgeschlüsselt zugänglich sein.

Quelle:
1. Gregory GA et al. Lancet Diabetes Endocrinol. 2022 : 10: 741-760 ; doi : 10.1016/S2213-8587(22)00218-2