Atopische Dermatitis Neurodermitis: Schlechte Luft, mehr Exazerbationen?
Eine Neurodermitis betrifft 10 % der Erwachsenen und 10–15 % der Kinder und Jugendlichen – Tendenz steigend. Ein Faktor, der in den letzten Jahren ebenfalls zugenommen hat und nachweislich mit Hauterkrankungen in Verbindung steht, ist die Exposition gegenüber Luftschadstoffen und Feinstaub. Mittlerweile leben 91 % der Weltbevölkerung in Gebieten, in denen die Luftverschmutzung die WHO-Grenzwerte übersteigt. Kritisch für Neurodermitiker ist in diesem Zusammenhang die gestörte Hautbarriere in Kombination mit der dysregulierten Immunreaktion auf Umweltauslöser.
Daten aus verschiedenen Ländern sollen zeigen, wie die atopische Dermatitis (AD) und die Konzentration bestimmter Luftschadstoffe zusammenhängen. Für die Analyse haben Wissenschaftler 18 Studien ausgewertet, die zwischen 2010 und 2021 veröffentlicht worden waren. Anders als bisherige Studien, die primär das Auftreten spezifischer Symptome untersuchten, stellt diese Analyse etwas mehr als 5 Millionen Arztbesuche in den Fokus, die aufgrund einer AD stattfanden. Die gesammelten Daten stammen aus China, Südkorea, den USA und der Türkei. Spezifisch ausgewertet wurden Feinstaub (PM2,5, PM10), Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Ozon.
Fast alle Feinstaub-Auswertungen zeigten eine signifikante Assoziation zwischen Luftverschmutzungsexposition und vermehrten Arztbesuchen. Eine explizit zu Waldbränden und PM2,5-Feinstaub durchgeführte Studie ergab, dass nach einem Feuer mehr Menschen wegen Juckreiz oder einer AD zum Arzt gingen. Bei Stickstoffdioxid, das primär im Straßenverkehr entsteht, zeigte sich ebenfalls, dass bei höheren Messwerten mehr Menschen wegen ihrer AD zum Arzt gingen. Ein ähnliches Bild ergab sich für Schwefeldioxid. Hinsichtlich Kohlenmonoxid und Ozon fielen die Ergebnisse dagegen heterogen aus.
Wie die Ergebnisse der Arbeit zeigen, scheint die Luftverschmutzung ein Risikofaktor für Exazerbationen bei AD zu sein – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Wie genau man dem auf individueller Ebene effektiv gegensteuern kann, bleibt zu klären. Ähnlich wie beim UV-Schutz könnten lange Kleidungsstücke die Exposition der Haut verringern, spezifische Untersuchungen dazu gibt es bislang aber noch nicht.
Quelle: Fadadu RP et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; DOI: 10.1111/jdv.19193