Bildungsaufsteiger Nicht für die Schule, fürs Leben

Autor: Dr. Andrea Wülker

Bildung kann offenbar das biologische Altern bremsen. Bildung kann offenbar das biologische Altern bremsen. © fotogestoeber – stock.adobe.com

Wer länger in Schule, Ausbildungsbetrieb oder Universität büffelt, lebt auch länger. Ganz besonders scheint zu profitierten, wer ein höheres Bildungsniveau erreicht als Vater oder Mutter. 

Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen leben in der Tendenz länger und gesünder als jemand mit einer weniger umfassenden Ausbildung. Das dürfte daran liegen, dass besser Gebildete gesünder leben, über mehr sozioökonomische Ressourcen verfügen und einen breiteren Zugang zum Gesundheitssystem haben. Genetische und soziale Faktoren beeinflussen dabei, welchen Bildungsabschluss eine Person erzielt, und wahrscheinlich auch, wie schnell jemand altert.

Wie sieht es aus, wenn der Nachwuchs ein höheres Bildungsniveau als Mutter und Vater erreicht? Altern diese Kinder dann langsamer als ihre Eltern? Leben sie länger? Dieser Frage gingen Gloria Graf von der Columbia University in New York und Kollegen im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie nach. Die Wissenschaftler analysierten hierzu die Gesundheitsdaten und die Angaben zu den Bildungsabschlüssen von drei Generationen der Framingham Heart Study. Diese Ergebnisse verknüpften sie mit der Geschwindigkeit des biologischen Alterns der Teilnehmer, die sie mit dem DunedinPACE-Alterungstest ermittelt hatten. Mit diesem Verfahren lässt sich das DNA-Methylierungsmuster eines Menschen anhand einer Blutprobe untersuchen. Zudem wurden die Sterbedaten der Teilnehmer bis zum Jahr 2019 berücksichtigt.

Die Wissenschaftler werteten die Daten von insgesamt 3.101 Teilnehmern der Kinder- und Enkelgeneration der Framingham-Studie aus. Sie konnten zeigen, dass die Bildungsaufsteiger unter ihnen langsamer alterten und länger lebten als ihre Eltern. Etwa die Hälfte der Assoziation von Bildungsmobilität und Mortalität ließ sich auf langsamere Alterungsprozesse zurückführen.

Nach Ansicht der Autoren stützen diese Ergebnisse die Hypothese, dass Bildung biologische Alterungsprozesse bremsen und ein längeres Leben ermöglichen kann. Epigenetische Uhren wie DunedinPACE haben ihrer Einschätzung nach das Potenzial, zeitnah die Effekte ausgewählter Maßnahmen, die einen gesunden Alterungsprozess ermöglichen sollen, zu messen. Nun sei experimentelle Evidenz gefragt, um die Befunde zu bestätigen.

Quelle: Graf GHJ et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e240655; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.0655