Polioviren auf dem Vormarsch? Noch mehr Städte mit Viren im Abwasser

Autor: Alexandra Simbrich

Im November 2024 wurde in Abwasserproben aus München, Köln, Bonn und Hamburg genetisches Material von schluckimpfstoffabgeleiteten Polioviren Typ 2 (circulating vaccine-derived poliovirus type 2, cVDPV2) nachgewiesen. Im November 2024 wurde in Abwasserproben aus München, Köln, Bonn und Hamburg genetisches Material von schluckimpfstoffabgeleiteten Polioviren Typ 2 (circulating vaccine-derived poliovirus type 2, cVDPV2) nachgewiesen. © saokaew - stock.adobe.com (Generiert mit KI)

Im November 2024 hat die Abwasserüberwachung in sieben deutschen Städten genetisches Material von Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren Typ 2 entdeckt. Das RKI fordert gezielte Präventionsmaßnahmen.

Im November 2024 wurde in Abwasserproben aus München, Köln, Bonn und Hamburg genetisches Material von schluckimpfstoffabgeleiteten Polioviren Typ 2 (circulating vaccine-derived poliovirus type 2, cVDPV2) nachgewiesen. Mit Dresden, Düsseldorf und Mainz sind nun drei weitere Städte hinzugekommen, in deren Abwässern die abgeschwächten Impfviren entdeckt wurden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) weisen diese eine genetische Verwandtschaft zu den zuvor entdeckten Erregern auf.

Die Untersuchung von Abwasserproben auf Polioviren wird seit 2021 durchgeführt und dient als Frühwarnsystem. Aktuell werden acht Beprobungsstandorte in sieben Städten entsprechend den Empfehlungen der WHO regelmäßig auf das Vorliegen von Polioviren getestet.

Anhand der Befunde lässt sich nicht sicher ableiten, ob cVDPV2 innerhalb Deutschlands zirkuliert oder ausschließlich von Menschen ausgeschieden wurde, die sich im Ausland infiziert haben. Dem RKI zufolge ist es jedoch denkbar, dass Menschen hierzulande die Viren weitergeben und ungeimpfte Personen in der Folge an Poliomyelitis erkranken könnten. Sollte sich cVDPV2 tatsächlich lokal verbreiten, muss die Zirkulation in jedem Fall schnell gestoppt werden.

Impflücken schließen und auf Symptome achten

Das RKI nimmt dies zum Anlass, insbesondere medizinisches Fachpersonal erneut auf die entsprechenden Maßnahmen hinzuweisen. Es erinnert unter anderem daran, Impflücken zu schließen, auf typische Symptome einer Poliomyelitis zu achten und bei Verdacht dies unverzüglich dem Gesundheitsamt zu melden. Zudem sollte eine gute Händehygiene eingehalten werden. 

Quelle: 
RKI. Epid Bull 2024; 49: 14; doi: 10.25646/12945
RKI. Epid Bull 2024; 48: 21-22; doi: 10.25646/12938