Ob der Patient mit seinem Inhalator klarkommt, liegt vor allem am Arzt
Dass Patient und Inhalator meist schlecht harmonieren, ist seit über 40 Jahren bekannt. Geändert hat sich indes nichts. Neue, immer ausgeklügeltere Devices wurden entwickelt, doch der Anteil der Kranken, die ihr Gerät wirklich korrekt bedienen, schwankt zwischen 20 und 40 %. Eine Tendenz nach oben ist nicht erkennbar.
„Das Problem liegt nicht allein im Device, auch wenn wir das gerne so hätten“, konstatierte Professor Dr. Janwillem Kocks, Universität Groningen. Tatsächlich ergab kürzlich eine Studie in Hausarzt- und Pneumologenpraxen, dass beim Bedienen der sechs am häufigsten verordneten Inhalatoren etwa gleich viele geräteunabhängige Fehler vorkamen. D.h. die Patienten vergaßen, vor der Inhalation auszuatmen, atmeten durch die Nase ein oder hielten die Luft nach der Inhalation nicht an – alles Fehler, die sich durch Schulung austreiben ließen.
Geben Sie ruhig zu, dass es Medizinern auch schwer fällt
Prof. Kocks riet, sich mehr Zeit zu lassen, die Deviceverordnung richtig zu „framen“. Der Begriff Framing stammt aus der Kommunikationswissenschaft und bedeutet: Wie gut eine Botschaft ankommt, hängt entscheidend davon ab, dass sie im richtigen Rahmen verpackt ist. Für die Praxis heißt das:
- den Patienten auf die Schulung verbal vorzubereiten („das wird uns jetzt etwas Zeit kosten“)
- für die erste Einweisung 15 bis 20 Minuten zu investieren, statt sie in fünf Minuten durchzuziehen
- dafür einen nicht-öffentlichen Ort zu wählen, also die Einweisung nicht in der Apotheke stattfinden zu lassen
- den Folgetermin schon anzukündigen
- den Kranken üben zu lassen und ihm unmittelbar Feedback zu geben – viele neigen dazu, ihre Inhalationstechnik zu überschätzen
- zu erklären, dass auch Medizinprofis Schwierigkeiten mit der Inhalatortechnik haben
Die Adhärenz hängt natürlich auch entscheidend von der Zufriedenheit mit dem Inhalator ab. Prof. Kocks stellte eine Studie vor, in der er Patienten befragt hatte, welche Geräteeigenschaften ihnen besonders wichtig waren. Ganz vorne auf der Liste standen eine optische und akustische Anzeige, ob die Inhalation erfolgreich war, sowie ein Dosiszähler. Kosten und Umweltfreundlichkeit spielten noch eine gewisse Rolle, andere Aspekte wie Marke oder Zahl der täglichen Inhalationen eher weniger.
Inwieweit e-Technologie helfen kann, die Situation zu verbessern, wird sich zeigen. Schulungsvideos, wie sie unter anderem die Deutsche Atemwegsliga auf YouTube anbietet, sind eine feine Sache, aber alleine zu wenig, um Patienten auf Dauer zu führen, sagte Prof. Kocks. Denn früher oder später schleichen sich Fehler ein, obwohl der Patient überzeugt ist, dass er alles genauso macht wie im Film gezeigt. Kontrolle durch den Arzt oder geschultes medizinisches Personal bleibt unverzichtbar.
Quelle: ERS* International Congress 2018
* European Respiratory Society