Orthostatische Hypotension: Dreiminütige Wartezeit bei Messung scheint überholt
Die orthostatische Hypotension findet sich insbesondere bei älteren Menschen und tritt bei einem Positionswechsel vom Liegen in den Stand auf. Per definitionem kommt es dabei zu einem Abfall des systolischen Blutdrucks ≥ 20 mmHg oder des diastolischen von ≥ 10 mmHg. Die Patienten klagen zumeist über Schwindel, Benommenheit oder sogar Ohnmacht gleich nach dem Aufstehen. Medikamentöse Nebenwirkungen können genauso dafür verantwortlich sein wie eine dehydratationsbedingte Anämie, jedoch bleibt die Ursache in den meisten Fällen unklar.
Seit zwei Jahrzehnten empfehlen die Leitlinien, dass die Messung des Blutdrucks zur Diagnostik und Risikoabschätzung drei Minuten nach dem Lagewechsel erfolgen sollte. Der bestmögliche Zeitpunkt dafür scheint jedoch deutlich früher zu sein. Um optimale prädiktive Ergebnisse hinsichtlich möglicher Gesundheitsrisiken zu erzielen, empfiehlt es sich, die Messungen bereits innerhalb der ersten Minute nach dem Aufstehen durchzuführen.
Messzeitpunkte mit Stürzen und Synkopen verglichen
Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler um Dr. Stephen Juraschek von der Johns Hopkins University, indem sie eine prospektive Kohortenstudie mit 11 429 Teilnehmern einer älteren Atheroskleroseuntersuchung durchführten. Die Probanden hatten inzwischen ein mittleres Alter von 54 Jahren und es bestand eine orthostatische Hypotension. Die Forscher interessierte, ob es einen Zusammenhang zwischen vier unterschiedlichen Messzeitpunkten und Stürzen, Frakturen, Synkopen, Autounfällen sowie Gesamtmortalität gibt. Dabei waren die Messungen innerhalb der ersten 30 Sekunden nach dem Aufstehen mit der höchsten Rate pro 1000 Personenjahre an Frakturen (18,9), Synkopen (17,0) und Tod (31,4) assoziiert. Zudem berichteten zu diesem Messzeitpunkt die meisten Patienten über Schwindel (13,5 %).
Messungen innerhalb der ersten Minute nach dem Lagewechsel korrelierten mit der höchsten Rate an Stürzen (13,2 pro Personenjahre) und Autounfällen (2,5 pro 1000 Personenjahre). Die Autoren halten deshalb die Messung innerhalb der ersten Minute für deutlich effektiver zur Risikoabschätzung als die bisher empfohlenen drei.
Quelle: Juraschek SP et al. JAMA Intern Med. 2017; 177: 1316-1323