Pankreasheterotopie Pankreaszellen auf Abwegen
Ohne histologische Untersuchung lässt sich eine Pankreasheterotopie, auch ektopes Pankreas genannt, kaum sicher diagnostizieren. Nur in zwei von 17 Fällen liegen die behandelnden Ärzte einer Studie zufolge präoperativ richtig. Meist gingen die Kollegen von einem Leiomyom, einem gastrointestinalen Stromatumor (GIST), einem neuroendokrinen Tumor oder sogar einem szirrhösen Karzinom aus.
Auch das Ärzteteam um Professor Dr. Carolin Tonus von der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg schildert ein Beispiel, in dem Endoskopie und Sonographie allein die Gastroenterologen nicht zur finalen Diagnose brachten. Damals behandelten sie eine 20-jährige Patientin, die wegen Schwankschwindels, Unwohlsein und Übelkeit in die Klinik gekommen war. Da die Frau unter einer bekannten Atopie litt, schlossen die Ärzte auch eine allergische Reaktion aus, was aber wie die übrigen Untersuchungen zunächst nichts Wegweisendes ergab.
Erst eine Magenspiegelung brachte die Ärzte auf die richtige Spur. In ihr fiel eine kraterförmige Verdickung der Magenwand kurz vor dem Pylorus auf, die sich endosonographisch als gemischt echoarm-echoreiche submukosale Läsion darstellte und an die Muscularis propria heranreichte. Ein Befund, für den allerdings verschiedenste Ursachen infrage kommen können: Neben dem ektopen Pankreas, das etwa 20–25 % dieser Fälle ausmacht, sind dies vor allem GIST und Leiomyome. Immerhin: Vergrößerte Lymphknoten ließen sich nicht nachweisen. Da aber ein maligner Tumor nicht auszuschließen war, entschied sich das Team in der interdisziplinären Tumorkonferenz, die Läsion minimalinvasiv und streng lokal zu entfernen.
Vereinzelt endokrine Zellverbände entdeckt
Schon im Schnellschnitt des Exzidats zeigte sich, dass sie es mit nichts Bösartigem zu tun hatten. Bei der weiteren Untersuchung fanden sich vielmehr eine lobuläre Struktur mit Gangformationen, ausgekleidet von muzinösem Zylinderepithel und umschlungen von glatter Muskulatur, vereinzelt auch azinäre Formationen des serösen Typs, aber nur andeutungsweise Inselzellverbände. Die Diagnose der Pankreasheterotopie sicherte letztlich der Nachweis seröser Endstücke in Verbindung mit duktalen Strukturen. Das Bild entsprach am ehesten dem Typ 2, der normalem Pankreasgewebe ähnelt, aber keine Inselzellen aufweist. Da jedoch vereinzelt endokrine Zellverbände sichtbar waren, könnte es sich auch um eine inkomplette Pankreasheterotopie vom Typ 1 gehandelt haben – was klinisch jedoch irrelevant war.
Die Patientin erholte sich rasch von dem Eingriff. Sie konnte die Klinik nach einer Woche in gutem Allgemeinzustand und ohne Komplikationen verlassen.
Quelle Text und Abb.: Breetholt FM et al. Hamburger Ärzteblatt 2021; 75: 34-36 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg