Darmko(h)lik von der Roulade Pflanzenfaserklumpen im Ileum brachte eine Frau in den OP

Autor: Dr. Vera Seifert

Der Verzehr von Kohlrouladen machte eine 45-jährige Frau zum medizinischen Notfall. Der Verzehr von Kohlrouladen machte eine 45-jährige Frau zum medizinischen Notfall. © exclusive-design – stock.adobe.com

Nahrungsmittel, die Pflanzenfasern enthalten, können im Magen-Darm-Trakt verklumpen und die Passage behindern. Dies geschieht zwar selten, das Risiko erhöht sich aber, wenn das Essen schlecht gekaut wird oder der Magen langsamer arbeitet.

Für eine 45-jährige Frau hatte eine Mahlzeit mit Kohlrouladen verhängnisvolle Folgen. Am Tag nach dem Verzehr stellten sich bei ihr kolikartige Bauchschmerzen und Übelkeit ein, einmal musste die Patientin erbrechen. Außerdem verschlechterte sich ihr Allgemeinzustand so stark, dass sie zwei Tage nach der Mahlzeit die Notaufnahme aufsuchte.

Dr. Gia Gochilaidze und Mitarbeitende der Klinik für Orthopädie und Chirurgie am LUP-Klinikum am Crivitzer See schildern den weiteren Verlauf. Bei der Untersuchung fiel ihnen ein distendiertes, druckschmerzhaftes Abdomen mit lebhaften Darmgeräuschen auf. Im Ultraschallbild sah man eine Pendelperistaltik, pathologische Kokarden und wenig freie Flüssigkeit im Bauchraum. Die CT offenbarte schließlich die Ursache der Beschwerden: dilatierte Darmschlingen und ein Kalibersprung im rechten Unterbauch, was als Hinweise auf einen mechanischen Ileus gewertet wurde.

Chirurgen förderten Kohlklumpen zutage

Grund genug für eine sofortige Operation, befand das Chirurgie-team. Nach Laparotomie ließ sich im Ileum, 40 cm vor dem Übergang ins Kolon, eine Raumforderung ertasten. An dieser Stelle erfolgte eine Längsinzision, die ein Bezoar aus unverdautem Kohl zutage förderte. Dieses Gebilde hatte offensichtlich für den Passagestopp gesorgt. Der Klumpen wurde entfernt und der Schnitt quer vernäht, um Stenosen vorzubeugen. Danach erholte sich die Patientin allmählich und konnte nach fünf Tagen entlassen werden.

Bezoare sind nur in 0,4 bis 4 % der Fälle verantwortlich für einen Dünndarmileus, schreiben die Ärztinnen und Ärzte. Je nach Größe des Faserklumpens sind Bauchschmerzen, Erbrechen, Ulzerationen, Magen-Darm-Blutungen und Perforationen typische Symptome. Hinter Bezoaren aus unverdauten Pflanzenfasern stecken oft Ananas, Spargel, Orangen oder Kohl. Diesbezüglich besonders gefährlich ist die Kakifrucht, da deren in der Schale enthaltenes Tannin mit der Magensäure Polymere bildet. Wer seine Nahrung wenig kaut, setzt sich einer erhöhten Bezoargefahr aus. Weitere Risikofaktoren sind eine verminderte Magenmotilität, z. B. bei Diabetes mellitus, sowie vorausgegangene Magenoperationen. Bleiben die Bezoare im Magen, verursachen sie oft keine oder nur milde Symptome. Sie können chemisch mit Cola oder Zellulase aufgelöst oder endoskopisch zerkleinert werden. Bei Dünndarmbezoaren führt kein Weg an der OP vorbei, die zunehmend auch laparoskopisch erfolgt.

Quelle: Gochilaidze G et al. Chirurgie 2024; DOI: 10.1007/s00104-024-02133-7