Morbus Crohn Antikörpertest sagt Ileumbesiedelung mit pathogenen E. coli voraus
Adhärent-invasive Escherichia coli (AIEC) spielen vermutlich eine bedeutende Rolle bei der Pathogenese des Morbus Crohn: Ein erheblicher Anteil der Patienten weist eine Ileumbesiedelung auf. Der Nachweis einer Kolonisation erfordert bislang jedoch Biopsien sowie zeitaufwendige Laboruntersuchungen.
In vielen Fällen kann möglicherweise ein einfacher serologischer Test Klarheit bringen, berichten französische Forscher um Dr. Anthony Buisson von der Université Clermont Auvergne in Clermont-Ferrand. AIEC haften an den Intestinalzellen, dringen in sie ein und führen zur Freisetzung von TNF-α, da sie in Makrophagen replizieren, erläutert Dr. Buisson. Pharmaka, die gezielt diese Interaktionen stören, werden bereits in Studien getestet. In der Praxis fehlt jedoch eine einfache Methode, die kolonisierte Patienten schnell und wenig invasiv identifiziert. Diesem Ziel widmeten sich die Forscher nun im Rahmen einer Studie: Sie untersuchten endoskopisch gewonnene Ileumproben von 102 Crohn-Kranken auf eine AIEC-Besiedelung hin und prüften Speichel-, Stuhl- und Blutproben auf diagnostisch verwertbare Biomarker.
Bei rund einem Viertel der Patienten war das Ileum mit AIEC kolonisiert. In mehr als zwei Dritteln dieser Fälle identifizierten die Forscher dabei bis zu zwei verschiedene AIEC-Stämme. Die Gesamtmenge der im Stuhl ausgeschiedenen E. coli eignet sich nicht als Indikator für die AIEC-Kolonisation, fanden die Forscher heraus. Gleiches gilt für den Nachweis eines Bakterienrezeptors im Speichel und in den Biopsaten. Die Analyse der Blutproben auf Antikörper gegen die Gesamtheit der E. coli führte jedoch zum Erfolg: Die AIEC-positiven Patienten hatten einen doppelt so hohen Titer wie die nicht kolonisierten Patienten.
Ein hoher E.-coli-Antikörpertiter sagt die AIEC-Ileumbesiedelung von Crohnpatienten mit hoher Sensitivität und hohem negativem Vorhersagewert voraus, so das Fazit der Experten. Mithilfe dieses vielversprechenden Biomarkers kann ihren Berechnungen zufolge etwa einem Drittel der Patienten die aufwendige Diagnostik erspart werden.
Quelle: Buisson A et al. United European Gastroenterol J 2021; 9: 1007-1018; DOI: 10.1002/ueg2.12161