Plantarfasziitis: Bei Fersenschmerzen konsequent dehnen und tapen
Typisch für die Plantarfasziitis ist der Anlaufschmerz beim ersten Schritt morgens nach dem Aufstehen und nach längerem Sitzen. Auch bei vermehrter Belastung treten die Schmerzen auf.
Auf der Suche nach der optimalen Behandlung des plantaren Fersenschmerzes durchforstete ein internationales Forscherteam die einschlägigen Publikationen. 51 Arbeiten mit zusammen mehr als 4000 Teilnehmern genügten ihren strengen Auswahlkriterien. Außerdem befragten die Wissenschaftler Fußspezialisten und betroffene Patienten nach ihren Erfahrungen. Dabei zeigte sich eine gute Übereinstimmung zwischen den drei Quellen. So war es möglich, das optimale Management in einem Praxisleitfaden zusammenzufassen.
Basis jeglicher Therapie sind zwei einfache Maßnahmen, die der Patient zu Hause selbst durchführen kann: Als besonders wirksam in der Akutbehandlung haben sich Dehnübungen für die Plantarfaszie und die Anwendung von Tape-Verbänden erwiesen. Beide lindern rasch den quälenden Anlaufschmerz. Erste Effekte zeigen sich eventuell schon nach einer Woche konsequenter Anwendung, schreiben Professor Dr. Dylan Morrisey von der Queen Mary University of London und Kollegen. In der Initialphase wirkt Stretching sogar besser als Stoßwellen.
Ein Erfolg der Basistherapie ist allerdings nur zu erwarten, wenn der Patient sorgfältig geschult wird. Er muss wissen, dass die Plantarfasziitis bei konsequenter Behandlung (Stretching, Taping) eine gute Prognose hat, die Rekonvaleszenz aber mehrere Monate dauern kann.
In hartnäckigen Fällen helfen Stoßwellen und Einlagen
Dabei hat er den Erfolg weitgehend selbst in der Hand. So sollte er den Schmerz als Warnsignal werten und seine Aktivität entsprechend anpassen. Hilfreich ist beispielsweise eine Reduktion der statischen und dynamischen Fersenbelastung – also bei längerem Stehen Pausen einlegen und eine rasche Steigerung des Laufpensums vermeiden. Eventuell kann auch eine Gewichtsabnahme die Beschwerden lindern. Günstig sind zudem bequeme, gut stützende Schuhe mit leicht erhöhter Ferse und optimaler Druckverteilung. Barfußlaufen ist in der symptomatischen Phase tunlichst zu vermeiden.
Eine intensivierte Behandlung ist indiziert, wenn die Kombination von Stretching und Taping trotz guter Adhärenz und richtiger Technik innerhalb von vier bis sechs Wochen nicht zu einer adäquaten Besserung führt. Als Verfahren der Wahl mit der besten Evidenz empfehlen die Autoren die Stoßwellentherapie (ESWT*). Sie wurde in großen Studienkohorten untersucht, hat unter den zusätzlich eingesetzten Verfahren den stärksten Effekt und verursacht nur sehr geringe Nebenwirkungen. Stoßwellen lindern die Beschwerden langfristig.
Wenn Patienten auf Basistherapie und Stoßwellentherapie innerhalb von zwölf Wochen nur unzureichend ansprechen, können eventuell maßgefertigte Einlagen für Abhilfe sorgen. Sie entlasten die Ferse, wenn eine Ruhepause für den Fuß etwa bei einer stehenden Tätigkeit nicht möglich ist. Ihr Effekt ist aber geringer als der der Stoßwellentherapie. Für Standardeinlagen ließ sich anhand der analysierten Studien keine Wirkung ermitteln.
Eventuell lassen sich Schmerz und Muskelverspannung auch durch eine Triggerpunkt-Nadelung lindern, schreiben die Autoren. Sie konnten in ihrem Review zwar keinen Effekt nachweisen und betonen, dass es sich nicht um eine Erstlinientherapie handelt. Sie kann aber in Kombination mit anderen Verfahren erwogen werden, wobei die Einlagenversorgung sicherlich einen höheren Stellenwert hat.
Wirksamkeit von Injektionen bleibt vorerst unklar
Injektionstherapien bleiben Patienten vorbehalten, die trotz konsequenten Selbstmanagements, Stoßwellentherapie und Einlagen noch relevante Symptome haben. Häufig eingesetzt werden Kortikosteroide und thrombozytenreiches Plasma. Die Wirksamkeit dieser Verfahren wurde zwar in Studien untersucht, aber nicht mit Placebo oder einer Scheintherapie verglichen. Dies sollte nach Meinung der Autoren nachgeholt werden. Bis dahin bleibt der Therapieversuch mittels Injektion experimentell.
* extracorporeal shockwave therapy
Quelle: Morrisey D et al. Br J Sports Med 2021; DOI: 10.1136/bjsports-2019-101970