Augen auf bei Malaria Plasmodien können auf verschiedene Weise die Sicht trüben
Jedes Jahr infizieren sich Millionen Menschen über Plasmodiumparasiten mit Malaria. Während man Fieber, Schüttelfrost und grippeähnliche Symptome schnell mit der vor allem in den Tropen und Subtropen verbreiteten Infektionskrankheit in Verbindung bringt, sind Manifestationen an den Augen weniger bekannt, schreibt der in München niedergelassene Opthalmologe Prof. Dr. Carl-Ludwig Schönfeld.
Zu den häufigsten Augenkomplikationen bei schwerer Malaria gehört die Malariaretinopathie. Sie betrifft vor allem Kinder. Als Erreger wird in den meisten Fällen Plasmodium falciparum identifiziert. Zu den möglichen Folgen zählt eine starke Visuseinbuße, zu der es sowohl kurz- als auch langfristig kommen kann.
Typisches Anzeichen für die Malariaretinopathie ist eine Weiß- bzw. Grauverfärbung der Netzhaut, vornehmlich der Makularegion. Darüber hinaus sind Weiß- oder Orangeverfärbungen retinaler Blutgefäße, Netzhautblutungen und Papillenödeme möglich. Die lokalisierten Netzhautödeme und Gefäßverfärbungen sind spezifisch für Malaria und treten bei keiner anderen Erkrankung auf, betont Prof. Schönfeld. Der Schweregrad der Retinopathie kann dabei mit dem Schweregrad der Infektionserkrankung korrelieren. Es gibt allerdings auch Fälle von zerebraler Malaria, die nicht mit einer Retinopathie einhergehen.
Entzündete Choroidea als Folge der Infektion
Die Chorioretinitis ist eine weitere Komplikation bei Malaria. Es handelt sich vermutlich um eine entzündliche Reaktion, die als Immunantwort auf den Befall des Körpers mit Plasmodien entsteht, schreibt der Experte. Die Chorioretinitis kann ebenfalls zu einer Visusminderung führen. Darüber hinaus leiden manche Patientinnen und Patienten auch unter Augenschmerzen.
- Folgende Differenzialdiagnosen sollten bei vermeintlich durch Malaria bedingten Augenkomplikationen in Betracht gezogen werden:
- diabetische oder hypertensive Fundusveränderungen
- erhöhter Hirndruck, Encephalomyelitis disseminata, Neuritis nervi optici
- Gefäßverschluss einer Vene oder Arterie
- Tuberkulose, Toxoplasmose, Herpes-simplex-Infektion
- Sarkoidose und M. Bechterew
Gilt die Malariadiagnose als gesichert, kommen neben Antimalaria-Medikamenten Behandlungen zum Einsatz, die sich nach der Ursache der Augenprobleme richten. Gegen den entzündlichen Reiz am Auge kann z. B. die Gabe von systemischen Glukokortikoiden erforderlich sein. Die ersten drei Behandlungstage erhält der Betroffene 10 mg/kg Prednisolon. Danach wird die Glukokortikoidtherapie reduziert, zunächst alle drei Tage um 20 mg, ab 40 mg Tagesdosis in 10-mg-Schritten. Darüber hinaus sollte der Augeninnendruck engmaschig kontrolliert werden.
Quelle: Schönfeld CL. Z prakt Augenheilkd 2024; 45: 357-360