Claude-Bernard-Medaille Prof. Dr. Michael Nauck erhielt in Stockholm die Auszeichnung
„Ich werde ganz ehrfürchtig, wenn ich die Liste derer sehe, die den Preis schon bekommen haben“, sagte er im Gespräch mit der diabetes zeitung am Rande des Kongresses. Prof. Dr. Werner Creutzfeldt zum Beispiel, der die Medaille 1978 für sein Inkretinkonzept erhielt. Creutzfeldt leitete seinerzeit auch die Arbeitsgruppe des jungen Assistenten Nauck an der Uni Göttingen, die sich – wie kann es anders sein – mit der Inkretinforschung beschäftigte.
„Ich werde aber fast noch ehrfürchtiger, wenn ich über den Kongress gehe und die Menschen sehe, die den Preis ebenfalls verdient, ihn aber nicht erhalten haben“, so Nauck. Hier unter den weltweit besten Diabetesexpert*innen ausgewählt worden zu sein, sei schon „ein großes Privileg”, meinte er. Persönlich attestiert zu bekommen, „sehr zum Fortschritt der Diabetesforschung und auch der Therapie beigetragen zu haben“, das sei schon überwältigend. Hätte man ihm das vor 40 Jahren prognostiziert, als er noch in den Anfängen seiner Inkretinforschung steckte – er hätte es nicht geglaubt.
Nicht immer läuft es nach Plan – auch nicht in der Forschung
Auch das passt zu dem Bochumer Professor: Überraschungen spielten in seiner Forschung von jeher eine große Rolle. „Es ist nicht immer das herausgekommen, was man sich eingangs vielleicht gedacht hat, aber dadurch wurde es erst interessant.“
Mit der Claude-Bernard-Medaille werden Forschende gewürdigt, die die Diabetesforschung mit herausragenden und innovativen Arbeiten vorangebracht haben. Prof. Nauck erhielt die Medaille für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der gastrointestinalen Peptidhormone und deren Rolle in der Pathophysiologie des Typ-2-Diabetes.
In seiner Claude-Bernard-Lecture „An updated incretin concept for tomorrow” in Stockholm sprach Nauck die Ursprünge und die Entwicklung der Inkretinforschung an, ging dabei auf die Wirkung des Inkretinhormons GLP1 und dessen Anwendung bei der Blutzucker- und Gewichtssenkung von Menschen mit Typ-2-Diabetes ein. Der Diabetologe wies zudem auf künftige Möglichkeiten dieses Forschungsgebiets hin.
Glückwünsche vor Ort!
Die Schlange der Gratulanten vor der großen Bühne der Bernard Hall auf dem EASD-Kongress war an diesem Vormittag lang. Aus Japan, England, Indien, den USA und Südamerika standen sowohl junge als auch erfahrene Diabetesexpert*innen geduldig an, um Prof. Dr. Michael Nauck endlich die Hand schütteln oder ihn herzlich umarmen zu können. Vor Ort dabei waren auch einige hocherfreute Kolleg*innen aus Deutschland, z.B. das DDG-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Baptist Gallwitz und Dr. Astrid Glaser, Geschäftsführerin des DZD.
„Das Therapiepotenzial mit Hormonen aus dem Magen-Darm-Trakt ist hoch“, denkt auch DDG-Präsident Prof. Dr. Andreas Neu. Neben der Senkung von Blutzucker und Gewicht könne eine Therapie mit GLP1-Rezeptoragonisten u.a. auch gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. Nauck habe dieses Therapieprinzip maßgeblich mitgestaltet und damit bereits Millionen Menschen geholfen, betonte Neu.
Großartiges geleistet, bescheiden geblieben
Diabetesforscher Nauck blickt eher zurückhaltend auf sein Lebenswerk: „Ich habe nie viel Geld verbraucht für meine Forschung, nie große Räumlichkeiten beansprucht. Ich habe aber kontinuierlich die Fragen, die uns beschäftigt haben, beantwortet.“