Watch and wait bei Krebsvorstufen Radiologisches Screening der Lunge ist ausreichend
Über das optimale Management von subsoliden Lungenherden (SSN), die eine Lungenkrebsvorstufe darstellen, wird viel diskutiert. Eine einheitliche Strategie gab es bislang u. a. aus Mangel an prospektiven Studien nicht. Das birgt die Gefahr einer Überdiagnostik und -therapie. Lungenherde, die wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Prognose hätten, werden dadurch unnötig biopsiert oder reseziert.
Im Rahmen der prospektiven radiologisch-onkologisch-thoraxchirurgischen Kooperationsstudie BioMILD hat man nun untersucht, was das sicherste Vorgehen bei SSN ist. Eingeschlossen wurden 758 Teilnehmende aus der BioMILD-Kohorte, die zu Studienbeginn kein Lungenkarzinom, aber mindestens einen SSN hatten oder bei denen sich ein SSN im Verlauf radiologisch zeigte. Die Teilnehmenden unterzogen sich einem jährlichen Screening mittels Low-Dose-CT. Die Endpunkte waren das Auftreten eines Lungenkarzinoms und das langfristige Überleben.
Die aufgetretenen SSN setzten sich zusammen aus 844 nicht-soliden Lungenherden und 241 teilweise soliden. Jeweils bei 3,7 % bzw. 7,1 % wurde ein Lungenkarzinom festgestellt.
Neu aufgetretene Karzinome mit guter Prognose
Eine Größe von > 10 mm war mit einer schlechteren Prognose verbunden. Die meisten aus SSN entstandenen Lungenkarzinome (87,5 %) waren im Stadium I, resezierbar (97,9 %) und führten nicht zum Tod. Das kumulative 8-Jahres-Überleben lag in diesen Fällen bei 93,8 %. Bei einem Lungenkarzinom, das nicht auf einen SSN zurückzuführen war, betrug es nur 74,9 %.
Die Studienergebnisse zeigen, dass das radiologische Screening von subsoliden Lungenherden eine sichere Option darstellt, um die Entstehung von Lungenkrebs frühzeitig zu erkennen, ohne eine schlechtere Prognose in Kauf nehmen zu müssen. Dadurch können zudem eine unnötige, teure und risikoreiche Diagnostik und eine Resektion verhindert werden. Mehr Kapazitäten stehen dann für prognostisch ungünstige und aggressive Lungentumore zur Verfügung.
Quelle: Balbi M et al. ERJ Open Res 2024; doi: 10.1183/23120541.00167-2024