Renin-Angiotensin-Blocker trotz schlechter Niere geben
Benefit und Gefahren von ACE-Hemmern oder AT1-Blockern abzuwägen, wird besonders wichtig, wenn die glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) stark abnimmt. Denn die Substanzen können der Niere auch schaden. Allerdings ist die Datenlage zur Nutzen-Risiko-Relation der Renin-Angiotensin (RAS)-Blockade bei eingeschränkter Nierenfunktion widersprüchlich. In der Praxis fällt mit fortschreitender Insuffizienz gehäuft die Entscheidung zum Absetzen.
In einer retrospektiven Kohortenstudie versuchten Yao Qiao und Mitarbeiter von der Johns Hopkins University Bloomberg School of Public Health in Baltimore zu klären, welchen Effekt das Absetzen von RAS-Blockern nach Absinken der eGFR unter 30 ml/min/1,73 m2 auf die Mortalität und die Häufigkeit von schweren kardiovaskulären Ereignissen im Verlauf der nächsten fünf Jahre hat.
Die Autoren nutzten für die Untersuchung Daten von 3909 Patienten eines integrierten Versorgungssystems im ländlichen Pennsylvania. Verglichen wurden 1235 Patienten, die eine laufende RAS-Blocker-Therapie innerhalb von sechs Monaten nach Unterschreiten einer eGFR von 30 ml/min/1,73 m2 gestoppt hatten, mit 2674 Kontrollpatienten, bei denen die Therapie weiter lief.
In der Gruppe, die die Therapie mit RAS-Blockern beendete, starben im medianen Follow-up von 2,9 Jahren 35,1 %, im Vergleichskollektiv dagegen nur 29,4 %. Die Propensity-score-matched-Analyse ergab, dass das Absetzen der Medikamente mit einer um 39 % erhöhten Mortalität und einem um 37 % erhöhten Risiko für größere kardiovaskuläre Ereignisse verbunden war. Beim Risiko für die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen.
Die Ergebnisse sprechen stark dafür, die RAS-Blocker-Therapie fortzuführen, auch wenn die eGFR unter 30 ml/min/1,73 m2 abfällt. Denn man gewinnt deutliche kardiovaskuläre Vorteile, ohne negative Effekte auf die Progression der Niereninsuffizienz hinnehmen zu müssen, so das Fazit der Forscher.
Quelle: Qiao Y et al. JAMA Intern Med; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.0193