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Bewässerung mit aufbereitetem Abwasser Resistente Bakterien auf dem Salat

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Durch Waschen wird die bakterielle Belastung nur geringfügig reduziert. Durch Waschen wird die bakterielle Belastung nur geringfügig reduziert. © gavran333 – stock.adobe.com
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Aufgrund der zunehmenden Trockenphasen scheint die Verwendung von aufbereitetem Abwasser zur Bewässerung im Pflanzenbau sinnvoll. Doch was der Ernte nutzt, könnte gefährliche Bakterien verbreiten. 

Im Wasser aus Kläranlagen werden regelmäßig Antibiotika, resistente Mikroben und Resistenzgene nachgewiesen. Pflanzen sind zwar kein natürlicher Wohnsitz für intestinale Enterobakterien. Sie bilden aber ein Reservoir für pathogenetisch bedeutsame Gattungen wie Escherichia‚ Klebsiella, Enterobacter und Citrobacter. Das Tückische daran: Alle diese Erreger können Antibiotikaresistenzen aufweisen und diese weitergeben. Eingetragen werden die brisanten Bakterien zum Beispiel durch Dünger, Luft, Wasser und Wild- bzw. Haustiere. Auch die Bewässerung spielt eine Rolle, so das Autorenteam um Prof. Dr. Kornelia­ Smalla­ vom Julius-Kühn-Institut in Braunschweig. 

E. coli als Indikator für Verunreinigungen

Die in der EU-Verordnung 2020/741 genannten Qualitätskriterien für das zum Bewässern genutzte Nass reduzieren das Risiko für eine pflanzliche Kontamination mit resistenten Mikroben. Dabei gilt E. coli als Indikatorkeim für das Vorkommen fäkaler Enterobakterien. Eine geringe Anzahl oder ein völliges Fehlen dieser Mikroorganismen wird als Qualitätsparameter genutzt, der sich auch auf andere möglicherweise antibiotikaresistente Enterobakterien übertragen lässt. 

Eine riskante Produktgruppe ist roh verzehrtes Obst und Gemüse. Waschen und Schälen können die bakterielle Belastung kaum reduzieren, was vor allem besonders infektionsgefährdete Patienten beachten sollten. Das Bewässerungswasser ist eine wichtige Quelle für resis­tente Bakterien auf frischen Nahrungsmitteln, so Prof. Smalla und Kollegen. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Arten. Sprossen beispielsweise sind stärker belastet als Salatgurken. Spezielle Bedingungen gelten für das Verarbeiten und Lagern: In bereits geschnittenem Obst oder Salat (Fresh Cut) etwa können sich die Mikroorganismen gut vermehren. Deshalb müssen diese Produkte gekühlt werden. 

Antibiotikarückstände im Wasser befeuern Resistenzen

Das Vorhandensein einer Anti­biotikaresistenz verändert das Wachstumsverhalten der Mikroben nicht generell, unabhängig davon, ob diese humanpathogen sind. Somit gelten die Anforderungen an das Bewässerungswasser auch für resis­tente Keime. 

Von besonderer Bedeutung ist das kombinierte Auftreten von Mikroben mit übertragbaren Resistenzen und Antibiotikarückständen im Bewässerungswasser. Denn dieses gemeinsame Auftreten kann das Wachstum von Bakterien auf den versorgten Pflanzen fördern, die nicht mehr auf (bestimmte) Antiinfektiva ansprechen. Möglich ist auch eine Weitergabe mobiler genetischer Elemente (z.B. Plasmide). Die Bakterien im aufbereiteten Wasser und im Klärschlamm sind potenziell an den Menschen adaptiert und die Antibiotika werden zur Therapie bakterieller Erkrankungen benötigt­. ­Außerdem erfolgt die Exposition nicht einmalig wie beim Düngen, sondern kontinuierlich über einen längeren Zeitraum. Die durch diese Kombinationen induzierten Veränderungen des pflanzlichen Mikrobioms sind bisher kaum untersucht. Inzwischen mehren sich Hinweise, dass neben Arzneimitteln auch andere Substanzen (z.B. Süßstoffe) den Austausch von Resis­tenzgenen beschleunigen können.

Quelle: Smalla K et al. Bundesgesundheitsbl 2023; 66: 660-668; DOI: 10.1007/s00103-023-03710-7