Übungsstunden mit Kollege Roboter Roboterassistierte Cholezystektomie provozierte mehr Gallengangsverletzungen

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Man muss sich fragen, ob die zusätzliche Morbidität durch die Verbreitung der roboterassistierten Cholezystektomie gerechtfertigt ist. Man muss sich fragen, ob die zusätzliche Morbidität durch die Verbreitung der roboterassistierten Cholezystektomie gerechtfertigt ist. © FIlm – stock.adobe.com

Immer häufiger kommt die Roboterchirurgie zum Einsatz, insbesondere bei Cholezystektomien. Sicherer soll sie sein als die laparoskopischen Verfahren, und komplikationsärmer. Es sieht aber nicht so aus, als ob Patientinnen und Patienten profitieren.

In den letzten zehn Jahren hat der Einsatz der roboterassistierten Cholezystektomie in den USA um mehr als das 30-Fache zugenommen. Das liegt wohl auch daran, dass Chirurgen mit diesem häufigen Eingriff gerne ihre Fertigkeiten mit dem Operationsroboter ausbauen.

Die neue Technologie hat den Anspruch, die Eingriffe sicherer und komplikationsärmer zu machen. Es liegen aber Hinweise darauf vor, dass es beim roboterassistierten Operieren häufiger zu Gallengangsverletzungen kommt als bei der herkömmlichen laparoskopischen Cholezystektomie. Es gibt Stimmen, die dieses Problem nicht auf die Technologie an sich zurückführen, sondern den mangelhaften Fähigkeiten der Operateure zuschreiben.

Dies nahm eine Gruppe um Dr. Kyle Sheetz von der University of Michigan in Ann Arbor zum Anlass, die Lernkurve für die roboterassistierte Cholezystektomie von über 4.000 US-amerikanischen Chirurgen zwischen 2010 und 2019 anhand von Medicare-Daten zu untersuchen. Während dieser Zeit hat sich die anfangs auf wenige Zentren beschränkte Roboterchirurgie breiter etabliert.

In den zehn Jahren überwogen noch immer bei Weitem die laparoskopischen Eingriffe. Die akute Cholezystitis als Operationsgrund machte bei der laparoskopischen Cholezystektomie einen größeren Anteil aus als bei den Roboteroperationen (88 % vs. 77,9 %). In der Gruppe der roboterassistiert Operierten waren hingegen mehr Patientinnen und Patienten mit symptomatischer Cholelithiasis (6,8 % vs. 11,6 %) vertreten. Die Patientencharakteristika innerhalb der beiden Kollektive waren weitgehend dieselben.

Die Lernkurve war alles andere als steil

Die meisten Chirurgen führten im Studienzeitraum weniger als zehn Eingriffe mit Roboterassistenz durch. Zwar nahm die Häufigkeit von Gallengangsverletzungen mit wachsender Erfahrung ab. Eine mit der laparoskopischen Cholezystektomie vergleichbare Rate an Gallengangsverletzungen erreichten die Operateure aber erst mit 300–450 roboterassistierten Eingriffen pro Jahr. Die Gesamtkomplikationsrate war bei beiden Eingriffsarten in etwa gleich.

Man muss sich fragen, ob die zusätzliche Morbidität durch die Verbreitung der roboterassistierten Cholezystektomie gerechtfertigt ist, lautet das Fazit der Autorengruppe. Als Trainingsmodell für den Robotereinsatz sei die Cholezystektomie jedenfalls nicht geeignet.

Quelle: Sheetz KH et al. JAMA Surg 2024; 159: 833-836; DOI: 10.1001/jamasurg.2024.1221