S3-Leitlinie zur Koxarthrose: Wann wird es Zeit für eine neue Hüfte?
Etwa ab dem 30. Lebensjahr setzen Verschleißerscheinungen im Hüftgelenk ein. In fortgeschrittenen Stadien der Koxarthrose stellt sich die Frage, ob und wann genau die Implantation einer Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) sinnvoll ist. Um Ärzten bei dieser wichtigen Entscheidung zu helfen, hat die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie in Zusammenarbeit mit weiteren Fachgesellschaften und Organisationen eine Leitlinie veröffentlicht.
Mit Edukation, Bewegung und Abnehmen starten
Die Diagnose Koxarthrose basiert einerseits auf der Anamnese (Hüftschmerzen, Morgensteifigkeit < 60 Minuten) und klinischen Untersuchung (schmerzhafte Innenrotation und eingeschränkte Flexion) und andererseits auf dem radiologischen Nachweis eines fortgeschrittenen Gelenkschadens (Kellgren & Lawrence Grad 3 oder 4). Um den Leidensdruck des Patienten einschätzen zu können, empfehlen die Leitlinienautoren, folgende Symptome zu beurteilen:
- Schmerzen
- Einschränkungen von Funktion und alltäglichen Aktivitäten
- Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
Eine Hüft-TEP soll in Betracht gezogen werden, wenn Patienten trotz vorheriger dreimonatiger konservativer (medikamentöser und nicht-medikamentöser) Therapie über einen hohen subjektiven Leidensdruck berichten. Zu den Kernelementen der nicht-medikamentösen konservativen Therapie gehören laut Leitlinie Edukation, Bewegungstherapie plus Förderung der körperlichen Aktivität und Gewichtsabnahme bei Übergewichtigen und Adipösen.
Ein paar Zahlen zur Hüft-TEP
- In Deutschland ist die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks der häufigste endoprothetische Eingriff. Im Jahr 2018 wurden 239 209 Hüft-TEP eingesetzt.
- Das durchschnittliche Alter für eine Primärimplantation liegt bei 71 Jahren.
- Frauen bekommen häufiger ein künstliches Hüftgelenk (60 % im Jahr 2019) als Männer, mit zunehmendem Alter sinkt der Männeranteil.
- mindestens einen Monat vor der OP aufgehört zu rauchen
- falls erforderlich (BMI ≥ 30 kg/m2), vor dem Eingriff abgenommen
- einen bestmöglich eingestellten Stoffwechsel (bei Diabetikern HbA1c unter 8 %)
- sich bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung einer fachspezifischen Abklärung unterzogen
- im Falle einer behandlungsbedürftigen Anämie eine entsprechende Therapie erhalten
- mindestens sechs Wochen vor der OP das letzte Mal intraartikuläre Kortikosteroidinjektionen bekommen (drei Monate sind besser)
Quelle: S3-Leitlinie „Evidenz- und konsensbasierte Indikationskriterien zur Hüfttotalendoprothese bei Coxarthrose“, AWMF-Register Nr. 187-001