Fremdkörperaspiration Scherbe brachte kein Glück
Die Mutter eines Sechsjährigen berichtete, dass es etwa ein Jahr zuvor versehentlich zur Ingestion einer Glasscherbe gekommen war. Ihr Sohn hatte in ein Trinkglas gebissen, woraufhin dieses zu Bruch ging. Es bestanden wie so häufig keinerlei Akutsymptome, so Dr. Claudia-Diana Pulbere von der HNO-Abteilung der Universitätsklinik St. Pölten und Kollegen. Erst Tage später trat ein intermittierender inspiratorischer Stridor auf. Zur Abklärung der Ursache erfolgten diverse Untersuchungen, darunter Röntgenthorax, Allergietest und mehrfache Auskultationen – alle mit unauffälligem Befund. Daraufhin wurde das Kind etwa neun Monate lang mit einem inhalativen Glukokortikoid behandelt, eine weitere bildgebende Diagnostik blieb aus.
Erst ein Jahr später wird die Dringlichkeit deutlich
Ein knappes Jahr nach Symptombeginn verschlechterte sich der Zustand des Jungen akut, weshalb er zunächst in ein lokales Krankenhaus gebracht wurde. Dort veranlasste man eine Röntgenaufnahme von Hals, Thorax und Abdomen. Angesichts der Befunde wurde der Patient mit dem Notarztwagen in die Uniklinik St. Pölten verlegt.
Die Bildgebung zeigte einen röntgendichten Fremdkörper in der Projektion der Halswirbelkörper 4/5. Dadurch war es möglich, seine genaue Lage zu bestimmen: Etwa 3 cm subglottisch war die Glasscherbe zu erkennen. Wegen des Stridors entschlossen sich die Ärzte zur sofortigen Entfernung.
Ein translaryngealer Versuch misslang aufgrund von Verwachsungen. Deshalb erfolgte eine gezielte Tracheotomie. Ein Jahr nach der Operation ist der Junge beschwerdefrei und seine Wunde gut verheilt.
Quelle: Pulbere CD et al. HNO 2023; 71: 522-524; DOI: 10.1007/s00106-023-01313-x Creative Commons Lizenz: creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de