Fremdkörper in der Lunge Infizierte Bulla ließ sich ohne Entfernen des Fremdkörpers sanieren
Ein 66-jähriger Mann klagte über progrediente Luftnot und Fieber. Die Ärzte stellten eine reduzierte Sauerstoffsättigung fest. Anamnestisch war eine fortgeschrittene COPD bekannt. Außerdem hatte der Mann 45 Packungsjahre auf dem Buckel und bereits diverse pulmonale Infekte durchgemacht. Als Ursache der aktuellen Malaise fand sich eine infizierte Bulla im rechten Bronchus intermedius – Folge einer 25 Jahre zuvor „eingeatmeten“, aber nie entfernten Münze. Unter dem Verdacht auf eine durch Pseudomonas, Anaerobier oder MRSA ausgelöste Pneumonie erfolgte eine Therapie mit Breitbandantibiotika.
Eine Entfernung des Geldstücks war wegen der Chronizität der Läsion und der Blutungsgefahr im umgebenden Granulationsgewebe nicht angezeigt, berichten Faustine Luo von der Universität Saint Louis und Kollegen. Außerdem bestanden Zweifel an dem positiven Effekt dieses Eingriffs, denn der betroffene Lungenflügel war bereits irreversibel geschädigt.
Konservative Therapie brachte keinen Erfolg
Die interventionellen Radiologen lehnten eine perkutane Abszessdrainage nach eingehender Beratung zunächst ab – wegen des hohen Risikos für einen Pneumothorax und eine bronchopulmonale Fistelbildung. Doch weil weiterhin intermittierend Fieber auftrat und sich die Leukozytose verstärkte, entschloss man sich doch zu einer Drainage.
Über einen Pigtail-Katheter in der größten Bulla konnten 500 ml purulentes Sekret abgeleitet werden. Daraufhin besserte sich der klinische Zustand des Patienten, die wiederholte CT zeigte die fast vollständige Entfernung des Sekrets in der Kavität. Auch der Pleuraerguss hatte sich weitgehend zurückgebildet, die befürchtete bronchopulmonale Fistelung war ausgeblieben. Zehn Tage nach dem Eingriff konnte die Drainage gezogen werden, dem Patienten ging es deutlich besser, das Fieber war verschwunden und die Leukozytenzahl normalisiert. Eine zusätzliche Sauerstoffgabe wurde nicht mehr gebraucht.
Infizierte Bullae sind eine potenziell ernste Komplikation des Lungenemphysems, wie die Autoren erklären. Sie sollten, wie in dem geschilderten Fall, primär konservativ mit intravenöser Antibiotikagabe behandelt werden. Die Wahl des Wirkstoffs richtet sich nach dem Erreger. Wenn eine rasche Besserung ausbleibt, ist die Anlage einer Kultur aus der Blasenflüssigkeit indiziert. Bei schweren oder refraktären Symptomen, Fieber und Leukozytose kann eine perkutane Drainage sinnvoll sein. Eine Bronchoskopie empfehlen die Verfasser nur bei hochgradigem Malignomverdacht.
Die bronchoskopische Entfernung lang liegender Fremdkörper wird mit der Zeit immer schwieriger. Bei dem älteren Patienten unterblieb sie u.a. auch deswegen, weil die Klinik nicht über die interventionelle Expertise verfügte, um etwaige Blutungen stillen zu können, so die Autoren.
Quelle: Luo F et al. AIM Clinical Cases 2023; DOI: 10.7326/aimcc.2022.0876