Strabismus Schielend in die Psychiatrie
Kinder mit Strabismus haben schon früh mit Problemen zu kämpfen: Sie sehen schlechter, sie haben (auch dadurch) Probleme in der Schule und beim Sport, und nicht selten werden sie von Gleichaltrigen gemobbt. Ob sie deshalb häufiger psychische Erkrankungen entwickeln, hat ein Team um Dr. Yoon H. Lee vom Stein Eye Institute der University of California in Los Angeles untersucht. Anhand von Krankenversicherungsdaten identifizierten sie mehr als 350.000 Kinder mit Strabismus.
Assoziationen je nach Typ verschieden
Im Vergleich zu ophthalmologisch gesunden Kindern (Ausnahme waren reine Refraktionsanomalien) erkrankten die Kinder mit Strabismus nach Korrektur für Störfaktoren doppelt so häufig an Angststörungen. Das Risiko für eine Schizophrenie war um 83 % erhöht, das für eine bipolare Störung um 64 %, das für Depressionen um 61 %. Ein Substanzmissbrauch fand sich dagegen in beiden Gruppen ähnlich häufig. Die Assoziationen unterschieden sich je nach Schieltyp. Sie reichten von einem um 23 % höheren Risiko für bipolare Störungen bei Esotropie (Innenschielen) bis zu einer um mehr als das Zweieinhalbfache gesteigerten Gefahr für Angststörungen bei Exotropie (Außenschielen).
Ophthalmologen und Optiker müssen diese Zusammenhänge kennen, schreiben Dr. S. Grace Prakalapakorn vom Department of Ophthalmology and Pediatrics des Duke University Medical Center in Durham und Kollegen in ihrem Kommentar: Sie sollten betroffene auffällige Kinder für entsprechende Untersuchungen an einen Spezialisten überweisen.
Quellen: 1. Lee YH et al. JAMA Ophthalmology 2022; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2022.0137 / 2. Prakalapakorn SG et al. JAMA Ophthalmology 2022; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2022.0149