Geriatrie Schlappe Motorik als Mortalitätsprädiktor
Der Verfall setzt dabei offenbar bereits vier bis zehn Jahre vor dem Tod ein, berichten Forscher um Dr. Benjamin Landré von der Universität Paris. Sie werteten die Daten von 6.194 Teilnehmern einer britischen Kohortenstudie aus. Alle hatten zwischen 2007 und 2016 jeweils im Alter von etwa 65, 69 und 72 Jahren Motoriktests absolviert, darunter Gehgeschwindigkeit, Greifkraft, Aufstehen aus dem Sitzen. Zudem waren sie zu Schwierigkeiten beim Verrichten von Alltagstätigkeiten (z.B. Ankleiden, Essen, Einkaufen, Telefonieren) befragt worden.
Das Ergebnis: Eine unterdurchschnittliche motorische Leistungsfähigkeit ging mit einem deutlich erhöhten Sterberisiko einher. Hiervon waren auch relativ junge Senioren betroffen. Beispielsweise stieg das Mortalitätsrisiko um 30 %, wenn bereits im Alter von 65 Jahren Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten bestanden.
Probleme beginnen bis zu zehn Jahre vor dem Tod
Anschließend verglichen die Forscher verstorbene und überlebende Probanden hinsichtlich der Veränderungen ihrer motorischen Fähigkeiten. Sie fanden heraus, dass sich das Aufstehen aus dem Sitzen bereits bis zu zehn, die Gehgeschwindigkeit bis zu neun, die subjektiven Funktionen bis zu sieben, die Greifkraft bis zu sechs und Alltagseinschränkungen bis zu vier Jahre vor dem Tod verschlechtern.
Werden die motorischen Defizite frühzeitig erkannt, bieten sich Ansatzpunkte für gezielte Interventionen, schließen die Autoren. Was genau sie dabei im Auge haben, führen sie jedoch nicht weiter aus, so die Kritik zweier Kommentatoren.
Quellen:
1. Landré B et al. BMJ 2021; 374: n1743; DOI: 10.1136/bmj.n1743
2. Strand BH, Cooper R. BMJ 2021; 374: n1882; DOI: 10.1136/bmj.n1882