ICD-Technologie Schock unter dem Brustbein
Ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) rettet Leben – er springt bei ventrikulären Rhythmusstörungen an und normalisiert den Herzschlag. Die klassische transvenöse Sondenimplantation ist jedoch nicht ungefährlich: Unter anderem können dabei Gefäßverletzungen und -verschlüsse, eine Herzperforation oder ein Pneumothorax auftreten.
Ein neuartiger extravaskulärer ICD, dessen Elektroden substernal in Myokardnähe zum Liegen kommen, umschifft viele dieser Probleme, berichtet Prof. Dr. Paul Friedman von der Mayo Clinic in Rochester. Zwar existieren bereits extravaskuläre ICD, deren Sonden subkutan, also zwischen der Haut und dem Brustbein, implantiert werden, so der Experte. Diese Systeme sind jedoch relativ groß und weniger langlebig, da sie aufgrund der knöchernen Barriere hohe Energien applizieren müssen. Substernale ICD sind dagegen kompakter, benötigen deutlich geringere Defibrillationsenergien und verfügen unter anderem über ein Antitachykardie-Pacing.
Die Sicherheit und Effektivität dieser neuartigen Technologie testete der Forscher im Rahmen einer internationalen Studie, an der sich 46 Zentren in 17 Ländern beteiligten. 316 Patientinnen und Patienten mit einer Klasse-I- oder Klasse-IIa-Indikation erhielten einen neuartigen ICD.
Bei 315 Personen verlief die substernale Sondenimplantation erfolgreich. Schwere intraoperative Komplikationen traten dabei nicht auf. Während des Eingriffs prüften die Forschenden die Defibrillationsleistung, indem sie bei 302 Personen eine ventrikuläre Arrhythmie induzierten. In 298 Fällen (98,7 %) reagierte der ICD korrekt und beendete die Rhythmusstörung durch einen Defibrillationsschock. 299 der 316 Behandelten (94,6 %) wurden mit einem funktionierenden ICD-System nach Hause entlassen.
22 Patienten ließen das System wieder entfernen
Auch im Hinblick auf das Antitachykardie-Pacing bei spontan auftretenden ventrikulären Arrhythmien erwies sich der ICD als erfolgreich. Nach sechs Monaten war es bei 23 Studienteilnehmern (7,3 %) zu insgesamt 25 Komplikationen gekommen, meist handelte es sich dabei um Sondendislokationen. Während der rund zehnmonatigen Nachbeobachtungszeit erhielten 29 Personen im Livebetrieb 118 inadäquate Schocks im Rahmen von 81 Arrhythmie-Episoden und 22 Personen unterzogen sich einer teils ersatzlosen Systemexplantation. Die Forschenden halten die substernale extravaskuläre ICD-Technologie für vielversprechend und fordern weitere Studien.
Quelle: Friedman P et al. N Engl J Med 2022; DOI: 10.1056/NEJMoa2206485