Basophile Schon kleine Abweichungen vom Normwert können eine große Bedeutung haben

DGIM 2023 Autor: Kathrin Strobel

Eine Basophilie besteht bereits, wenn die absolute Zahl der basophilen Granulozyten bei > 100/µl liegt oder der relative Anteil > 2 % beträgt. Eine Basophilie besteht bereits, wenn die absolute Zahl der basophilen Granulozyten bei > 100/µl liegt oder der relative Anteil > 2 % beträgt. © LASZLO – stock.adobe.com

Der Laborbericht eines Ihrer Patienten zeigt eine erhöhte Zahl an Basophilen? Das sollten Sie sich genauer ansehen! Eine Basophilie kann auf relevante Krankheiten hindeuten.

Im Laborbericht sollte man immer bis nach ganz unten schauen, erklärte Prof. Dr. Karl-Anton­ ­Kreuzer von der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln. Er appellierte an alle Kolleginnen und Kollegen, die Basophilen nicht zu vergessen. 

Selbst vermeintlich kleine Abweichungen vom Normwert können relevant sein. Eine Basophilie besteht bereits, wenn die absolute Zahl der basophilen Granulozyten bei > 100/µl liegt oder der relative Anteil > 2 % beträgt. Sie kann reaktiv sein (z.B. bei Allergien, einer chronischen Entzündung oder bei Parasitosen) oder (para)neoplastisch. Einen klaren Schwellenwert, anhand dessen sich zwischen reaktiv und neoplastisch unterscheiden lässt, gibt es nicht, bedauerte der Referent.

Besteht eine Basophilie unklarer Ätiologie, empfiehlt sich ein Differenzialblutbild. Zu prüfen sind zudem:

  • Serum-IgE
  • Serum-Tryptase
  • BCR-ABL1-Fusionsgen (Hinweis auf chronisch myeloische Leuk­ämie)
  • JAK2-, CALR-, MPL-, KIT-Mutation (Hinweis auf myeloproliferative Neoplasie bzw. Mastozytose)

Zudem sollte man die Milz untersuchen (Splenomegalie?) und den Patienten nach B-Symptomen fragen. 

Eine Basopenie hat laut Prof. Kreuzer keinen Krankheitswert, sie ist „völlig irrelevant“. Bei einer isolierten Basophilie sowie einer Basophilie mit relativer Neutrophilie ist der Patient wahrscheinlich ebenfalls nur „laborkrank“. Bei folgenden Kombinationen dagegen muss man von einer Ursache mit Krankheitswert ausgehen:

  • Basophilie + absolute Neutrophilie + Linksverschiebung
  • Basophilie + Bi-/Trizytopenie
  • Basophilie + Thrombozytose
  • Basophilie + Thrombose/Embolie
  • Basophilie + Polyglobulie

Die Kombination aus Basophilie und Blasten schließlich spricht dafür, dass der Patient „richtig, richtig krank“ ist, so Prof. Kreuzer.

Die Knochenmarkdiagnostik (His­topathologie, Zyto-/Molekulargenetik) sollte das Bild komplettieren. Liegt eine Myeloproliferation vor, ist klar, dass man es mit einer myeloproliferativen Neoplasie zu tun hat. Die Zyto-/Molekulargenetik gibt Aufschluss darüber, ob es sich um eine chronische myeloische Leuk­ämie oder eine andere myeloproliferative Neoplasie handelt. Finden sich weder eine Myeloproliferation noch genetische Veränderungen, ist von einer reaktiven Basophilie auszugehen.

Kongressbericht: 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin