Impfschutz Sicher impfen unter Biologika
Insgesamt erweist sich die Datenlage zu Impfungen unter Biologika als dünn: Untersuchungen speziell bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) umfassen, sofern sie überhaupt existieren, nur wenige Betroffene. Vielfach müssen Schlussfolgerungen basierend auf (limitierten) Daten bei anderen immunvermittelten Erkrankungen übertragen werden, schreibt eine Arbeitsgruppe um ReŞit Yildirim, Osmangazi University Faculty of Medicine in Eskişehir, Türkei. Diesen Daten zufolge scheinen Impfungen in dieser Patientenpopulation ohne erhöhtes Nebenwirkungspotenzial oder Risiko für das Auslösen von Krankheitsschüben und damit sicher zu sein. Auch wenn insbesondere Patienten unter Rituximab immer wieder eine im Vergleich zu gesunden Probanden verringerte Immunantwort aufweisen, haben Impfungen aus Sicht der Autoren einen klaren Nutzen.
Impfung gegen Pneumokokken
Respiratorische Infektionen gehören zu den häufigsten Infektionen bei SLE-Patienten, wobei Pneumokokken die wichtigste Erreger in puncto Mortalität und Morbidität sind. In einer bevölkerungsbasierten Studie hatten Menschen mit SLE ein 13-fach erhöhtes Risiko, an einer invasiven Pneumokokkeninfektion zu erkranken. Bei Therapie mit Rituximab empfiehlt das Autorenteam eine Impfung möglichst vor Therapiebeginn bzw. möglichst lange nach der letzten Dosis Rituximab (idealerweise ≥ 6 Monate) und vier Wochen vor der nächsten Dosis. Für die Impfung unter Belimumab ist keine Empfehlung durch eine Fachgesellschaft verfügbar. Das Autorenteam rät dazu, wie in der Allgemeinbevölkerung zu impfen.
Impfung gegen Influenza
Auch die Influenza gehört bei SLE-Patienten zu den relevanten Infektionskrankheiten. Trotz niedrigerer Serokonversionsraten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sollte die jährliche Impfung allen SLE-Betroffenen empfohlen werden, wie die Autoren schreiben. Ebenso wie bei der Pneumokokkenimpfung impft man möglichst vor Beginn einer Rituximabtherapie. Eine Alternative ist die Impfung so lange wie möglich nach der letzten Applikation und mindestens zwei Wochen vor der nächsten Gabe. Hinsichtlich Belimumab liegt keine spezielle Empfehlung vor. Da es allerdings bislang keine Hinweise auf eine verminderte Wirksamkeit unter dieser Behandlung gibt, empfiehlt das Autorenteam wiederum eine Impfung wie in der Allgemeinbevölkerung.
Impfung gegen SARS-CoV-2
Gemäß einer Metaanalyse hatten Menschen mit Autoimmunerkrankungen in der Pandemie ein höheres Risiko für COVID-19 als die Allgemeinbevölkerung. Zwar erwies sich die Coronaimpfung auch unter immunsuppressiver Therapie als gut verträglich, jedoch war die humorale Immunantwort insbesondere unter B-Zell-depletierenden Therapien vermindert. Wie die Autoren schreiben, empfiehlt daher das American College of Rheumatology (ACR) bei Therapie mit Rituximab eine Impfung möglichst lange nach der letzten Dosis und zwei bis vier Wochen vor der nächsten. Die EULAR schlägt dagegen vor, die Menge an B-Zellen zu bestimmen und die Entscheidung zur Impfung nach dem Ergebnis auszurichten. Für dieses Vorgehen gibt es den Autoren zufolge allerdings keine Evidenz. Bei Therapie mit Belimumab plädiert das Autorenteam auf Basis limitierter Daten erneut für ein Vorgehen wie in der Allgemeinbevölkerung.
Impfung gegen Varizella zoster
Eine Zosterimpfung sollte laut EULAR bei mit Rituximab behandelten SLE-Patienten dann erfolgen, wenn sie ein hohes Risiko für einen Zoster haben, so die Autoren. Sie erfolgt ebenfalls möglichst vor Therapiebeginn bzw. mit einem möglichst langen Abstand zur vorherigen und zwei bis vier Wochen vor der nächsten Rituximabverabreichung. Das ACR empfiehlt die Impfung für alle Betroffenen mit SLE. Mit Blick auf Belimumab sind keine Daten verfügbar. Die Autoren raten dazu, insbesondere bei Patienten mit hohem Risiko für Komplikationen einen Zoster die Entscheidung für das Impfen sorgfältig abzuwägen.
Impfung gegen Tetanus
Eine Impfung bzw. Auffrischung gegen Tetanus sollte bei SLE-Betroffenen gemäß der EULAR vor einer Therapie mit Rituximab erfolgen. Auch hier fehlt eine Empfehlung zu Belimumab. Nach Ansicht der Autoren kann auf Basis der limitierten Daten gemäß den Empfehlungen für die Allgemeinbevölkerung vorgegangen werden.
Grundsätzlich sollten auch alle weiteren Totimpfungen bei Behandlung mit Rituximab möglichst vor Therapiebeginn oder mindestens zwei Wochen vor der nächsten Gabe erfolgen. Das Autorenteam verweist darauf, dass möglicherweise weitere immunsuppressive Substanzen, die die Betroffenen zusätzlich zu ihren Biologika einnehmen, die Immunantwort beeinflussen können und daher bei der Impfentscheidung berücksichtigt werden müssen.
Quelle: Yildirim R et al. Ann Rheum Dis 2023; DOI: 10.1136/ard-2023-224071