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Rheumafüße So helfen Einlagen und Spezialschuhe bei Schmerzen und Deformitäten
![Rheumafüße: So helfen Einlagen und Spezialschuhe bei Schmerzen und Deformitäten Auch im Vorfußbereich schlägt das Rheuma zu.](/fileadmin/Bilder/Artikelbilder/2025/02_Februar_2025/20250203_Rheumafuesse_AdobeStock_wanatithan_1147523814.png)
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen betreffen sehr häufig auch die Füße. So klagen etwa 85 % der Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis im Krankheitsverlauf über Fußbeschwerden. Den Problemen kann eine Vielzahl von Pathologien zugrunde liegen, berichtete Prof. Dr. Bernhard Greitemann vom Reha-Klinikum Bad Rothenfelde. Sie reichen von Bursitiden, Tenosynovalitiden und Myoatrophien bis zu Arthrosen, Luxationen und Subluxationen sowie Osteopenie. Durch Instabilitäten und Destruktionen kann es in der Folge zu Fehlstellungen kommen. Die häufig gleichzeitig vorliegende, stark verletzliche Pergamenthaut und ein ausgedünntes plantares Fett- und Muskelpolster verstärken die skelettalen Probleme am Fuß weiter.
„Im Rückfuß geht das Desaster los“, sagte Prof. Greitemann. Talonavikulare und subtalare Destruktionen führen gemeinsam mit einem Befall der Tibialis-posterior-Sehne zu einer ausgeprägten medialen Instabilität mit zunehmendem Knickfuß. Die Insuffizienz der Peroneus-longus-Sehne begünstigt zudem eine Plattfußdeformität, weil der Steigbügeleffekt verloren geht. Am Ende steht die Eversions-/Abduktionsfehlstellung mit Subluxation im Chopart-Gelenk, oft begleitet von massiven Arthrosen.
Auch im Vorfußbereich schlägt das Rheuma zu. Der Kapsel-Band-Apparat lockert sich, die MTP-Gelenke werden arthritisch. Typisch ist ein Hallux valgus, häufig finden sich die Subduktion der Großzehe sowie Krallenzehen mit dorsalen Clavi. Ein besonderes Problem stellt die Abflachung des Quergewölbes bei aufgebrauchtem plantaren Fettpolster dar. Es kommt zur plantaren Bursitis und der Destruktion der Mittelfußköpfchen von plantar her. „Das tut sehr weh und macht den Betroffenen große Probleme“, unterstrich Prof. Greitemann. Der Endzustand ist der sogenannte Pes triangulare, der kontrakte rheumatische Spreizfuß.
Sandwicheinlagen stützen und betten gleichzeitig
In der Orthopädieschuhtechnik gibt es drei Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern.
- Einlagen
- Zurichtungen am Konfektionsschuh
- Anfertigen eines maßgefertigten Spezialschuhs
Einlagen reichen aus, wenn keine größere Fehlstellung oder Schwellungen zu Druck im Schuh führen. Die Patientinnen und Patienten müssen darauf vorbereitet werden, dass Fuß und Einlage in den Schuh passen müssen, also nicht alle Schuhmodelle dafür geeignet sind. Oft werden Einlagen mit Propriozeptionsstimulation verordnet, um das Muskeltraining zu aktivieren. Bei Rheumafüßen ist das grundfalsch, betonte der Referent. „Wenn ich eine besonders verletzliche Pergamenthaut habe, darf ich keine Druckpunkte setzen.“ Stattdessen sind stützende oder bettende Einlagen besser geeignet. Stützende haben den Vorteil, dass sich die Deformität nicht weiterentwickelt. In der Praxis wird das meist nicht akzeptiert. „Denn wenn das wehtut, weil Druck drauf kommt, ziehen die Betroffenen ihre Einlagen nicht an“, berichtete Prof. Greitemann. Bettende Einlagen alleine sind ebenfalls nicht gut, weil der Druck nicht richtig verteilt wird. Das heißt, es läuft auf stützend-bettende hinaus, auf sogenannte Sandwicheinlagen. Sie zeichnen sich folgendermaßen aus:
- Bei sich entwickelnden Deformitäten werden Längs- und Quergewölbe fest abgestützt.
- Prominenzen und Schmerzen werden durch Stützen belastbarer Strukturen weich gebettet.
Einlagen für Knickfüße müssen hinten entsprechend hoch sein, um den Fuß ausreichend abzustützen. In diesen Fällen werden Sondereinlagen mit Fersenschale verordnet. Dazu gehört der entsprechende Schuh. Er darf hinten weder zu hart noch zu weich sein. Die am besten untersuchten Schuhe sind Sportschuhe. Nach langen Zeiten der übertriebenen Dämpfung sind die Hersteller inzwischen dazu übergegangen, dass der Fersenbereich sehr stabil ist, der Vorfußbereich dagegen drehbar.
Bei Sprunggelenk- und Fußwurzelarthrosen, Enthesiopathien, Metatarsalgien mit plantarer Bursitis und luxierten oder subluxierten MCP-Gelenken sind Schuhzurichtungen oder Maßschuhe erforderlich. Schon am Konfektionsschuh lässt sich sehr viel machen. Sohle, Absatz und Hinterkappe können verändert werden, Abrollhilfen oder Bodenversteifungen sind ebenso möglich wie Veränderungen am Fußbett oder am Oberleder.
Enthesiopathien – im Rahmen von Psoriasisarthritis oder dem urethro-okulo-synovialen Syndrom – werden gut mit Hinterkappenpolsterungen versorgt. Dafür schneidet der Techniker den Fersenbereich des Schuhs auf und integriert Polstermaterial. Zu Unrecht fast vergessen sind Keilabsatz und Tintenlöscherabsatz. Sie stabilisieren bei einer Rückfußarthrose den Fuß. Der Tintenlöscher entlastet sogar noch mehr, hat aber den großen Nachteil, dass bei beidseitigem Einsatz der Betroffene ins Wackeln kommt.
Rheuma und der Fuß
Bei diesen rheumatischen Krankheitsbildern sind häufig auch die Füße betroffen:
- rheumatoide Arthritis
- Spondylitis ankylosans
- Hyperurikämie und andere Kristallarthropathien
- urethro-okulo-synoviales Syndrom
- systemischer Lupus erythematodes
Abrollsohlen wie die Zehen-, Ballen- oder Mittelfußrolle sind bei nach unten prominenten Mittelfußköpfchen angezeigt. Der Rollenscheitelpunkt muss immer proximal der Läsion liegen, sonst funktioniert das nicht. Oft eingesetzt wird auch die Schmetterlingssohle, sie entlastet die Mittelfußknochen ebenfalls gut. Bei noch flexibler Fehlstellung muss der Fuß allerdings zusätzlich abgestützt werden.
Wenn Einlagen und Schuhzurichtungen nicht mehr ausreichen, kommen Maßschuhe ins Spiel. Das müssen nicht immer die „schwarzen Klumpen“ sein, verdeutlichte der Referent. Es gibt durchaus ansprechende Modelle. Nach Wunsch können heute alle Farben und Muster gestaltet werden. Es muss allerdings bedacht werden: Je mehr die Veränderungen den Rückfuß betreffen, desto mehr muss der Schuh knöchelübergreifend sein.
Ganz wichtig ist, dass man nicht nur den Fuß beachtet. Denn auch in Zeiten hochwirksamer Therapien gibt es immer noch Rheumapatientinnen und -patienten mit stark deformierten Händen. Ihre Schuhe brauchen spezielle Schnallen oder Klettverschlüsse, damit die Betroffenen sie überhaupt selbstständig anziehen können, schloss der Experte.
Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2024