Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Von CAR zu TRUCK

Autor: Dr. Judith Besseling

CAR-T-Zellen können durch eine gezielte Anpassung auch gegen  andere Entitäten Wirkung zeigen. CAR-T-Zellen können durch eine gezielte Anpassung auch gegen andere Entitäten Wirkung zeigen. © kalpis – stock.adobe.com

Es tut sich was in der Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. Aktuelle Projekte fokussieren sich beispielsweise auf einen ausgeweiteten Einsatz von CAR-T-Zellen. Aber auch künstliche Blutprodukte stehen im Fokus.

Es geht darum, personalisierte Medizin zu machen mit Zellen, die im Blut enthalten sind, und nicht nur die Sauerstoffträger im Auge zu behalten“, erläuterte Prof. Dr. Holger Hackstein vom Universitätsklinikum Erlangen die Arbeit seiner Fachgesellschaft im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich der 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. Dazu zählen auch die zellulären Immuntherapien.

Prof. Dr. Britta Eiz-Vesper, Medizinische Hochschule Hannover, erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Krebspatient:innen sehr unterschiedlich auf eine bestimmte Therapie ansprechen können, obwohl sie dieselbe Erkrankung aufweisen – einer der Gründe, warum personalisierte Optionen so wichtig seien. Die etablierteste Möglichkeit sei die Stammzelltransplantation. Neuere Methoden werden in immer mehr Entitäten zugelassen, etwa die CAR-T-Zellen.

Im Fünf-Jahres-Überleben zeige sich, dass ca. 50 % der Behandelten in komplette Remission gehen. „Das heißt, sie sind geheilt nach dieser CAR-T-Zell-Therapie“, betonte die Expertin. „Das ist ein großer Erfolg, da diese Patient:innen vorher kaum Überlebens­chancen hatten.“ Es sei wünschenswert, auch den anderen 50 % eine solche Chance zu bieten. Außerdem könnten weitere Entitäten wie solide Krebsarten profitieren.

Im Gegensatz zu Leukämien, ist das Microenvironment von diesen Tumoren für CAR-T-Zellen suboptimal. Aktuell wird versucht, diese dementsprechend anzupassen, dass sie auch in dem sauren Milieu agieren können, so Prof. Eiz-Vesper. „Die Zellen heißen dann TRUCK.“ TRUCK, das steht für T cells redirected for antigen-­unrestricted cytokine-initiated killing und stellt die vierte Generation von CAR-T-Zellen dar. 

Aktuell verfügbare CAR-T-Zell-Produkte zielen auf CD19 bzw. BCMA ab. Oberflächenstrukturen also, die auch gesunde Zellen exprimieren. Und somit werden diese zusätzlich von den CAR-T-Zellen eliminiert. Damit einhergehend kommt es zu Nebenwirkungen. Sie sollen reduziert werden, indem neuere CAR alternative Targets angreifen, die möglichst spezifisch auf Krebszellen vorkommen, sagte die Expertin. 

„Wir stehen vor einer entscheidenden Zeit“

Eine weitere Strategie zielt darauf ab, andere T-Zell-Quellen anzuzapfen. Dafür sollen beispielsweise Zellen von gesunden Spender:innen genutzt werden, gab die Referentin einen Ausblick. Zudem sei Blood Pharming eine interessante Option. 

Etwa drei Millionen Blutspenden sind jährlich in Deutschland notwendig, erinnerte Prof. Dr. ­Torsten Tonn vom DRK-Blutspendedienst Nord-Ost. Viele der Präparate werden dabei zur Behandlung von Krebserkrankten genutzt. „Ich denke, dass wir im Bereich des sogenannten Blood Pharming und Artificial Blood vor einer entscheidenden Zeit stehen, weil Technologien verfügbar sind, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab“, betonte der Referent. 

Die Regelversorgung könne im Normalfall mit Blutspenden sicher­gestellt werden. Dennoch seien Innovationen wichtig, um auch Menschen mit sehr seltenen Blutgruppen zu jeder Zeit eine adäquate Versorgung garantieren zu können. „Wir haben heute Möglichkeiten – zwar noch nicht in der klinischen Anwendung, aber wir stehen kurz davor – mit der Stammzelltechnologie und induzierten pluripotenten Stammzellen, Erythrozyten in vitro zu züchten. In Kombination mit der Genschere ist es möglich, häufige Blutgruppenkonstellationen herauszuschneiden, sodass die Zellen, die daraus generiert werden, universell einsetzbar sind und dann auch für diejenigen Patient:innen mit Antikörpern gegen häufige Blutgruppen passen würden,“ so Prof. Tonn. Ähnliches sei für Thrombozyten denkbar.

Quelle:
Online-Pressekonferenz zur 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie