Spargel, Bier oder Wein – was provoziert die Gicht-Attacke?
Für Männer ist Gicht die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Die Inzidenz steigt mit dem Alter: Bei Erstmanifestation sind männliche Patienten durchschnittlich 60 Jahre alt – Frauen etwa 68. Bevor medikamentös behandelt wird, sollten Tipps zur Ernährung gegeben werden – denn die Harnsäure lässt sich diätetisch im Zaum halten.
In mehreren Studien ging man der Frage nach, inwieweit Ernährungsgewohnheiten bei Patienten mit Arthritis urica das Gichtanfallrisiko erhöhen, berichtete Professor Dr. Bernhard Manger von der Medizinischen Klinik III der Universität Erlangen-Nürnberg.
Als „gute evidenzbasierte Daten“ bezeichnete der Experte eine Erhebung, bei der man Gichtpatienten, die bestimmte Nahrungsmittel bevorzugt konsumierten, mit jenen verglichen hatte, die entsprechende Kost eher verschmähten. Anhand der erhobenen Daten wurde das relative Risiko (RR) für das Auftreten von Gichtanfällen berechnet.
Hoher Fleischkonsum, höheres Hyperurikämie-Risiko
So hatten z.B. jene 20 % der Gichtpatienten mit dem größten Fleischkonsum (oberste Quintile) ein 41 % höheres Anfallsrisiko als die 20 % der Gichtkranken (unterste Quintile), die selten oder nie zu Schnitzel und Steak griffen (s. Tab.). Doch es bringt nichts, wenn Sie Ihre Patienten auffordern, Fleisch durch Fisch zu ersetzen, unterstrich der Rheumatologe. Die Meerestiere bergen den Studiendaten zufolge etwa gleich hohe Risiken wie fleischhaltige Kost (RR 1,51).
Und Alkohol? Generell ist Alkoholkonsum schlecht und erhöht das Risiko für Gichtanfälle deutlich (RR 2,53). Nur für Weintrinker gibt es Entwarnung.
Besonders interessant sei, dass die Analyse kein erhöhtes Risiko für purinhaltige Gemüsesorten, etwa Spargel, gezeigt haber. Milchprodukte sind eher protektiv, ebenso Kaffee, allerdings erst ab vier bis fünf Tassen pro Tag. Tee entfaltet hingegen keine schützenden Effekte.
Vitamin C und Milch senken den Harnsäurespiegel
Fruktosehaltige Limonade, Früchte und Fruchtsäfte können sich bei Gichtpatienten negativ auf die Harnsäurewerte auswirken und gehen mit erhöhten Anfallsrisiken einher (RR 1,85, RR 1,64 bzw. RR 1,81). Vitamin C ist hingegen protektiv (RR 0,55).
Der harnsäuresenkende Effekt einer Nahrungsergänzung mit Vitamin C konnte zudem in einer Metaanalyse mit 13 Einzelstudien belegt werden. Dabei zeigte sich ein statistisch signifikanter Rückgang der Serumharnsäure im Mittel um 0,35 mg/dl bei einer täglichen Einnahme von 500 mg Vitamin C.
Auch für Milch liegen weitere Studiendaten vor: So führte der Konsum von 800 ml verschiedener Milchsorten zu einer Reduktion der Serumharnsäure um etwa 10 % nach drei Stunden. Bei Sojamilch zeigte sich dieser Effekt hingegen nicht.
Quelle: 7. Rheumatologie-Update-Seminar, Wiesbaden, 2012